Die Bauerntochter Siebenschön will nicht länger auf ihr Aussehen reduziert werden. Sie ist genervt davon, dass bis auf Nonne Genoveva, die ihr Einblick in die Welt der Bücher und des Wissens gewährt, alle nur ihre Schönheit sehen. Und so trägt die kluge junge Frau ihr Gesicht fortan verschleiert. In der Klosterbibliothek begegnet ihr Prinz Arthur, ein junger Mann von hoher Bildung, den sein Vater sobald wie möglich verheiratet sehen möchte. Beide verlieben sich ineinander und sind hin und weg von der Klugheit des anderen; Siebenschön genießt es, endlich ihrer selbst und nicht nur ihrer Schönheit wegen geliebt zu werden. Doch der Baron von und zu Wildungen bietet dem König an, dafür zu sorgen, dass der Prinz und Siebenschön nicht länger ein Paar bleiben. Für seine Dienste will er sich selbst belohnen und zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Auch dieser Schürzen-Jäger hat sich nämlich in Siebenschön verguckt, ist aber Prinzessin Zilly „versprochen“, sollte sich kein Prinz für sie finden.
Die Märchenverfilmung von Ludwig Bechsteins „Siebenschön“ beginnt wie eine Parabel auf die zeitgeistige Glorifizierung der Schönheit, auf „eine ausschließliche Konzentration auf das Äußere in einer Welt, in der Wirklichkeits- und Wahrheitsdeutung von den Medien geprägt werden“ (Schweins). Es erzählt allerdings von einer Beauty, die nicht dem Narzissmus verfällt, sondern sich lieber der Bildung verschreibt. Die Schönheit als Geschenk und Fluch, dieses Motiv aber gerät im Verlauf einer Handlung, die für 60 Minuten zu reich an Personal und Intrigen ist, in den Hintergrund. Und so entwickelt sich das moderne Gleichnis zu einem traditionellen Märchenfilm im gewohnten, sonnendurchfluteten Degeto-Schönwetter-Look. Auch die Mixtur der Tonlagen (komödiantisch, romantisch, tragisch) gerät zuweilen recht holprig und zielt in Richtung auf eine ziemlich alberne und naive Familienunterhaltung.
„Siebenschön“ bietet wohlbekannte stoffliche Ingredienzien in einem wohlbekannten Format, das sich vor allem dadurch auszeichnet, dass die Menschen in dieser Märchenwelt dermaßen verkleidet aussehen, dass sich keinerlei Zauber, geschweige den so etwas wie märchenhafte Poesie einstellt. Da wandern, reiten oder fahren Könige, Ritter und Knappen durch reale Landschaften, was in Carsten Fiebelers Inszenierung ungemein hölzern wirkt. Erträglich ist dieser Mummenschanz, bei dem sich der erwachsene Zuschauer auf Kleinkinderniveau begeben muss (dass es auch anders geht, beweisen zumindest zwei Märchen des 2014er-Jahrgangs), allenfalls wenn diese infantile Komik ins Groteske überzogen wird wie beispielsweise bei Teresa Weißbachs Auftritten als durchgeknallte Prinzessin und wenn ernsthafte Romantik ins Spiel kommt wie im Hosenrollen-Part von Xenia Assenza oder wenn die „schöne Seele“ und das „gute Herz“ des Liebespaars die falschen Töne weg romantisiert.