Shoppen

Westhoffs Zeitgeistkomödie: eine Geschichte voller faszinierender Gruselgestalten

Foto: BR
Foto Tilmann P. Gangloff

„18 Personen, die 90 Minuten lang permanent quatschen.“ Ralf Westhoff hat in seinem (Kino-)Debütfilm bewusst gegen alle dramaturgischen Regeln verstoßen – und gewonnen. Auch für Zuschauer, die beispielsweise die Filme von Woody Allen lieben, ist „Shoppen“ ein Gewinn. Ein Zeitgeistporträt wie es stimmiger in 90 Minuten kaum gelingen kann – auch wenn es einem diese 18 Stadtneurotiker nicht leicht machen. Dass viele der Darsteller 2007 völlig unbekannt waren und heute nicht mehr, bestätigt die großartige Casting-Leistung!

Ralf Westhoff über seinen Debütfilm „Shoppen“:
„Speed-Dating war für mich ein idealer Rahmen, um das Porträt einer bestimmten Großstadt-Single-Generation zu zeichnen. Und ich wollte einen Schauspielerfilm mit spannenden Charakteren inszenieren. Ein Grundthema dabei für mich: Warum gibt es so viele Singles? Warum fällt es uns so schwer, zusammen zu finden?
… Ich habe bewusst all das gemacht, was man normalerweise tunlichst vermeiden sollte: 18 Personen, die 90 Minuten lang permanent quatschen.“

Man hasst sie schon nach nicht mal fünf Filmminuten, die vielen Protagonisten von „Shoppen“, dem Debüt von Ralf Westhoff: lauter schnöselige Gruselgestalten um die dreißig, die ihren tiefen Frust entweder wie eine Trophäe zur Schau stellen oder hinter arrogantem Geschwafel verstecken. Aber unmerklich gelingt es dem Regisseur, erst Neugier, dann Sympathie und schließlich sogar Anteilnahme zu wecken: Nach einer Einführung versammelt er seine 18 Figuren beim „Speed-Dating“. Jeweils fünf Minuten haben sie Zeit, den anderen kennen zu lernen und sich selbst in ein möglichst gutes Licht zu setzen. Und plötzlich wird, was wie ein überinszenierter Laberfilm beginnt, eine Geschichte, die sich aus großen und kleinen Dramen zusammensetzt; vorgeführt von überwiegend unbekannten Schauspielern, die es vortrefflich verstehen, die Charaktere in einer Mischung aus Klischeehaftigkeit und originellen Details so auf den Punkt zu bringen, das man einerseits glaubt, sie schon ewig zu kennen, andererseits aber immer wieder überrascht wird. Der Dating-Termin ist das Kernstück des Film; im Epilog schildert Westhoff dann, wer sich mit wem verabredet hat.

„Ralf Westhoff hat es gleich mit seinem ersten Langfilm geschafft, gegen alle klassischen Gebote der Filmdramaturgie zu verstoßen… Und er hat es dennoch geschafft, einen herausragenden Film daraus zu zaubern, der Spaß macht. Großartig die Dialoge, die Westhoff auch noch geschrieben hat, und zwar so, dass jeder sich in mindestens einer Person wieder findet. Und auch so, dass sie gleichzeitig improvisiert wirken und doch auf den Punkt kommen.“ (DIE WELT)

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Kinofilm

BR

Mit Sebastian Weber, Anna Böger, Felix Hellmann, Katharina Marie Schubert, David Baalcke, Julia Koschitz, Martin Butzke, Kathrin von Steinburg, Matthias Bundschuh, Mediha Cetin, Thomas Limpinsel, Lisa Wagner, Oliver Bürgin, Julia Heinze

Kamera: Helmfried Kober, Christian Knöpfle

Szenenbild: Tobias Maier, Bettina Zirngibl

Schnitt: Uli Schön

Produktionsfirma: Drife Productions

Drehbuch: Ralf Westhoff

Regie: Ralf Westhoff

EA: 06.07.2009 22:45 Uhr | ARD

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