Schwesterherz

Heike Makatsch, Anna Maria Mühe, Ed Herzog. Szenen einer Selbstzerstörung

Foto: ZDF
Foto Tilmann P. Gangloff

Heike Makatsch und Anna Maria Mühe spielen in „Schwesterherz“ zwei ungleiche Schwestern: hier die Repräsentantin des Showbusiness’, eine egozentrische Zicke, da der natürliche, menschliche Gegenentwurf. Das auch im sonnigen Süden konsequent farblos gehaltene Drama über die beiden ungleichen Schwestern, die einen gemeinsamen Urlaub verbringen, ist immer dann am besten, wenn die Kamera die Konflikte spiegelt.

Es ist immer riskant, in einem Drehbuch autobiografische Züge zu vermuten, doch in diesem Fall hat die Autorin die Selbstreferenz ausdrücklich betont: Sie erkenne sich durchaus in der Hauptfigur, die sie selbst ersonnen hat. Ein mutiges Bekenntnis von Heike Makatsch, denn die von ihr verkörperte Musikmanagerin Anne ist eine alles andere als sympathische Person. Als Repräsentantin des Showbusiness’, zu dem selbstredend auch die Film- und Fernsehbranche gehört, ist sie so perfekt getroffen, dass man hin- und hergerissen ist: hingerissen ob der schonungslosen Entlarvung der Branche und ihrer Mitwirkenden als oberflächliche Schaumschläger; hergerissen, weil es naturgemäß nur wenig Freude macht, solchen Gestalten dabei zuzuschauen, wie sie die Zeit (und das Geld) anderer Leute verschwenden.

SchwesterherzFoto: ZDF
Anne (Heike Makatsch) nimmt alles mit. Sie geht auf im Leben an der Oberfläche. Und dann kommt Maria ins Spiel (Anna Maria Mühe) – und ist einfach nur normal (Foto ganz oben).

Das ändert sich, wenn Marie ins Spiel kommt, Annes Schwester, für deren Verkörperung Anna Maria Mühe nicht viel mehr zu tun braucht als sich so normal wie möglich zu verhalten. Schon ist Marie der perfekte Gegenentwurf zur exaltierten, permanent grenzhysterischen und ohne ihr mobiles Telefon, der Nabelschnur zu ihrem Büro, gänzlich lebensunfähigen Anne. Emotional ist die Managerin, obschon jung an Jahren, ohnehin längst ein Wrack.

Die Stärke von Ed Herzogs Films liegt daher vor allem in der Führung seiner beiden Hauptdarstellerinnen: Das auch im sonnigen Süden konsequent farblos gehaltene Drama über die beiden ungleichen Schwestern, die einen gemeinsamen Urlaub verbringen, ist immer dann am besten, wenn die Kamera von Sebastian Edschmid mitten drin in den Konflikten ist.

Besonderer Respekt aber gebührt Makatsch, die die Hauptfigur gemeinsam mit Koautorin Johanna Adorján mit fast genüsslicher Konsequenz demontiert. Dass das Werk sein Publikum, wie sie hofft, dazu bringt, „die Kraft für Veränderungen und radikale Entschlüsse“ zu finden, ist vielleicht ein bisschen viel verlangt. Aber zum Nachdenken kann es durchaus animieren, weshalb erneut bedauert werden muss, dass das ZDF Filme wie diese in jeder Hinsicht hochwertige Kino-Koproduktion erst um Mitternacht zeigt. (Text-Stand: 2009)

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kinofilm

Arte, ZDF

Mit Heike Makatsch, Anna Maria Mühe, Sebastian Urzendowsky, Ludwig Trepte, Marc Hosemann, Felix Vörtler, Grischa Huber, Esther Zimmering, Denis Moschitto

Kamera: Sebastian Edschmid

Schnitt: Uta Schmidt

Musik: Max Schröder

Produktionsfirma: Egoli Tossell Film

Drehbuch: Heike Makatsch, Johanna Adorján

Regie: Ed Herzog

EA: 09.01.2009 21:00 Uhr | Arte

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach