Wer hat sich auf einem Bahnhof nicht schon einmal gefragt, welcher Frau wohl die Stimme gehört, die so erotisch die Verspätungsmeldung ins Mikro haucht? Eine jener Geisterstimmen gehört Alma. Trotz sexy-Organ ist sie für alle nur der gute Kumpel – denn sie hat ein Problem: ein Gewichtsproblem. In ihrer Freizeit sitzt sie zuhause und schaufelt die Kalorienbomben rein, derweil sie sich an Hongkong-Action ergötzt. Bis, ja, bis er kommt: ihr Traummann.
Er heißt Stefan, sieht gut aus, ist ein ganz normaler junger Mann ohne Schickimicki-Gehabe, auch er liebt Karatefilme und spielt sogar in einer Band. In Almas Bauch flattern die Schmetterlinge, in ihrem Kopf allerdings versucht sie, realistisch zu bleiben. Das wird immer schwieriger, weil ihr Angebeteter von seiner Freundin betrogen wurde, emotional also durchaus anlehnungsbedürftig ist. Almas Kollegin von der Bahn warnt noch: “Pass’ auf, der Typ fährt in einer anderen Klasse.” Doch da ist es schon zu spät. Alma hat die Nacht der Nächte vor Augen, Kondome in der Handtasche und bald eine leidvolle Erfahrung mehr.
“Dicke will keiner. Mit denen kann man sich nur gut unterhalten oder sich über sie lustig machen”, sagt die Heldin von “Schwer verknallt” zu Beginn. Der Film von Josh Bröcker versucht in der Folgezeit, Alma und den Zuschauer eines Besseren zu belehren. Das gelingt ihm mit leichter Hand. Trotz XXXL-Problematik hat die Komödie, die sich angenehm von anderen Fast-Food-Teeniefilmchen abhebt, zeitweise etwas Schwebendes. Wuppertal (mit seiner Schwebebahn!) verpflichtet. “Schwer verknallt” lebt von seiner ungewöhnlichen Mixtur aus schrägen Momenten, sensiblen Stimmungen und alltäglichem Verhalten der Figuren. Die Schauspieler, allen voran Katrin Filzen, Matthias Koeberlin und Andreas Guenther, legen eine sympathische Natürlichkeit an den Tag. Dick aufgetragen ist hier kaum etwas und die Schlusswendung ist einfach anrührend. (Text-Stand: 16.10.2003)