Sie putzen in Privathaushalten und Büros, sie spülen unser schmutziges Geschirr in Restaurants, sie arbeiten auf dem Bau, sie passen auf kleine Kinder auf. „Die Mehrheits-Gesellschaft nimmt kaum wahr, dass es sie gibt, aber profitiert auch von der billigen Arbeitskraft“, betont der ZDF-Redakteur Günther van Endert. Bis zu einer Million „Illegale“ soll es in Deutschland geben. Eine von ihnen war Maria Moreno. Die Frau aus Honduras geriet in die Mühlen des südamerikanischen Willkürstaates. Nötigung, Demütigung, Gefängnis – es gab für sie in ihrer Heimat keine Zukunft. Dass es sie nach Deutschland verschlug, war eher Zufall. Sie arbeitete Tag und Nacht, um ihre Kinder nachzuholen. Sie hatte kein Aufenthaltsrecht in Deutschland. Es war ein Leben ohne Krankenversicherung, ohne Arbeitsgenehmigung, ein Leben ohne Sicherheit und ohne Freiheit.
Der ZDF-Fernsehfilm „Schutzlos“ zeichnet einige Monate im Leben von Maria Moreno nach. Die Autoren zeigen die Parallelwelt der Illegalen, eine Schattenwelt, die die Betroffenen zermürbt. „Es ist diese ständige Angst, festgenommen und abgeschoben zu werden“, so Moreno. „Morgens um fünf habe ich eine Razzia erlebt und bin durch die Hintertür mit meinen Kindern geflohen. Ich habe Wuchermieten bezahlt, und als ich krank war, wusste ich nicht, zu welchem Arzt ich gehen kann.“ Nicht auffallen – lautet die oberste Devise für Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung. Illegale sind erpressbar, sie sind der Willkür ihrer Umwelt ausgesetzt. Die deutsche Asylpolitik ist nicht das vornehmliche Thema des Films. Regisseur René Heisig erzählt die Geschichte konsequent aus der Perspektive der Hauptfigur. In der Handlung steckt die Essenz von Morenos Erfahrungen in Deutschland. „Schutzlos“ ist schnörkellos inszeniert, der Film folgt der Chronologie der bedrückenden Ereignisse, wobei es für den Zuschauer immer wieder entlastende Momente gibt: diese Maria – anders als ihre marokkanische Freundin Sami – hat Glück im Unglück, sie hat Freunde und sie findet am Ende einen netten Versicherungsmathematiker, der ihr ein überraschendes Angebot macht.
Foto: ZDF
Carolina Vera spielt Maria Moreno – und man hätte sich keine bessere Darstellerin wünschen können. Vera nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise in ein Deutschland, von dem kaum einer weiß und von dem wohl auch kaum einer etwas wissen möchte. Der Schauspielerin, die vielen bekannt sein dürfte als sexy-Staatsanwältin im Stuttgarter „Tatort“ und die Pech hatte mit ihrer Hauptrolle in der Serie „Die Anwälte“, nimmt man ihre Rolle ab. Obwohl man sie als Schauspielerin kennt, wirkt sie als Putzfrau aus Honduras authentisch. Der spanische Akzent klingt bei der akzentfrei sprechenden Vera nicht angelernt. Sie wirkt sympathisch, sie hat eine Ausstrahlung, die für sie einnimmt, sie ist attraktiv – das ist die halbe Miete für einen Primetime-Film, der sich einem solch ungewöhnlichen Schicksal annimmt. „Ich hoffe, dass das Publikum Sympathie und Mitgefühl für die Hauptfigur entwickeln kann und mit offeneren Augen für diese Menschen durch den Alltag geht“, sagt die 1973 in Chile geborene Schauspielerin. Diese Hoffnung sollte sich erfüllen.