Schuld nach Ferdinand von Schirach – Staffel 2: Kinder

Marcus Mittermeier, Bleibtreu, Holle, Salonen. Der Mann der Grundschullehrerin

Foto: ZDF / Julia Terjung
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In „Schuld – nach Ferdinand von Schirach“ steht die Beurteilung der verbrecherischen Tat im Mittelpunkt der mittlerweile zehn Serien-Einzelstücke. Feste Größe ist Anwalt Kronberg, überaus sympathisch von Moritz Bleibtreu gespielt. In der Episode „Kinder“ steht ein unbescholtener Mann vor den Trümmern seiner Existenz, er hat alles verloren: seinen lukrativen Job, seine junge Frau, seine soziale Stellung – jegliche Hoffnung. Von einem Kind fälschlicherweise des Missbrauchs angeklagt, geht er über drei Jahre ins Gefängnis. Als dem Mann nach Jahren das zur Frau gereifte Mädchen wieder begegnet, sinnt er auf Rache.

Ein Mann (Marcus Mittermeier) steht vor den Trümmern seiner Existenz, er hat alles verloren: seinen lukrativen Job, seine junge Frau (Natalia Belitski), seine soziale Stellung – jegliche Hoffnung. Von einem Kind fälschlicherweise des Missbrauchs angeklagt, geht er über drei Jahre ins Gefängnis. Nach seiner Entlassung findet er nur notdürftig in ein normales Leben zurück. Als er zufällig nach einigen Jahren der zur Frau gereiften Klägerin (Maria Dragus) begegnet, stellt er ihr nach und es erwacht in ihm der Wunsch nach Rache. Und so sitzt er eines Tages im Kino in der Reihe hinter ihr und zückt ein Messer… Doch er lässt ab von seinem Plan und sucht juristischen Beistand bei Friedrich Kronberg (Moritz Bleibtreu). Eine Wiederaufnahme des Verfahrens scheint jedoch aussichtslos zu sein. Wenn der Urteilsspruch aufgehoben werden soll, geht das nur mit Hilfe der jungen Frau, die jenem Unglücksraben Holbrecht, offenbar aus der Laune eines gekränkten Kindes heraus, das Leben zerstört hat.

Die vier neuen Episoden der ZDF-Reihe „Schuld“ nach Ferdinand von Schirach – „Kinder“, „Anatomie“, „Das Cello“, und „Familie“ – schließen mit dem gleichen narrativen Konzept und denselben filmischen Qualitätsstandards an die ersten sechs Filme an. Erzählt werden Lebensgeschichten als faszinierende Miniaturen, die auf das Wesen eines Menschen und auf das Wesentliche einer Erzählung reduziert sind. Die Schauspieler, allen voran Moritz Bleibtreu, sind namhaft, und ihr Spiel ist konzentriert. Die Zeitebenen verschmelzen wie von Geisterhand miteinander, Situationen werden häufig assoziativ montiert. Mit ihren Auslassungen, Andeutungen und symbolischen Verdichtungen ähneln diese 45-Minüter der Art, wie Rock- und Popsongs ihre Geschichten erzählen. Und wie meistens in Moovie-Produktionen gibt es viel zu gucken und zu entdecken.

Schuld nach Ferdinand von Schirach – Staffel 2: KinderFoto: ZDF / Julia Terjung
Im Leben dieses Mannes sah lange Zeit alles gut aus. Natalia Belitski und Marcus Mittermeier in „Schuld – nach von Schirach“

„Hast du mich geheiratet, weil ich Grundschullehrerin bin? Um besser an kleine Kinder ranzukommen?“, fragt die Ehefrau und ward bis zur Revision des Falls nicht mehr gesehen. Der Angeklagte beteuert unablässig seine Unschuld. Doch keiner glaubt ihm. Allein der Zuschauer weiß von Anfang an, dass diesem Holbrecht ganz übel mitgespielt wurde. Die Episode „Kinder“ aus der zweiten Staffel der ZDF-Ausnahmeserie „Schuld“ lebt von der Tragik seiner Geschichte und der Empathie, die man als Zuschauer der von Marcus Mittermeier sensibel & nachempfindbar verkörperten Hauptfigur entgegenbringt. Aus der nachgereichten Lebensgeschichte ist es durchaus nachvollziehbar, weshalb dieser sympathisch aussehende Mann zu Beginn des Films mit dem Messer am Hals der jungen Frau hantiert. Als eine Art Ironie des Schicksals wird das Titel gebende „Kinder“-Motiv im Film eingesetzt. „Mögen Sie Kinder?“, fragt ihn seine Zukünftige beim ersten Zusammentreffen der beiden. „Ja, zumindest hätt’ ich gern ein Dutzend davon“, kommt es scherzhaft zurück. In der jungen Ehe ist auch er es, der als erster den Kinderwunsch äußert. In seiner nach der Haft bezogenen Wohnung verfolgen ihn Kinder weiterhin, sie spielen im Hof unter seinem Fenster. Und als ihn seine Vergangenheit wieder einholt, als ihm das „schreckliche Kind“ von einst wieder begegnet, mischt sich das Geschrei der Kinder in sein Fieber und seine Verzweiflung. Fazit: ein Film, dessen Fall juristisch weniger brisant sein mag; die Geschichte eines zerstörten Lebens berührt einen menschlich dafür aber umso mehr. (Text-Stand: 12.8.2017)

Die sechs Filme der ersten Staffel von „Schuld“ (2015)
„Der Andere“: Ein Ehepaar lässt sich auf nicht ungefährliche sexuelle Praktiken ein: die Frau schläft mit anderen Männern und ihr Mann filmt sie dabei. Die Gier nach dem Kick endet mit einer Anklage wegen versuchten Mordes. „Schnee“: Einem alten Mann, in dessen Wohnung Drogen gestreckt und abgepackt werden, droht eine hohe Haftstrafe wegen Drogenhandels „unter Mitführung einer Waffe“. Er schweigt, weil ihm das Glück einer jungen Frau wichtiger ist als seine Freiheit. „Ausgleich“: Eine Ehefrau wird über Jahre von ihrem Mann misshandelt und vergewaltigt. Dann ist der Peiniger plötzlich tot, ihm wurde nachts im Schlaf der Kopf eingeschlagen. Ein klarer Fall von Heimtücke? „Die Illuminaten“: Ein Junge wurde in einem Internat über Jahre gemobbt. Endpunkt ist eine tragische Dämonen-Austreibung. Das Fatale: der Teenager fühlt sich schuldig und willigte in das grausame Ritual ein. „DNA“: Ein junges Obdachlosen-Pärchen tötet in Panik einen Mann, beklaut ihn und gibt seinem Leben mit dem Geld eine glückliche Wende – bis die forensische Wissenschaft dem Familienglück ein Ende zu bereiten droht. „Volksfest“: Unbemerkt vergewaltigen die Musiker einer Showkapelle während eines Volksfests eine Kellnerin. Einer der neun Männer ist unschuldig. Wird die Staatsanwaltschaft den Beschuldigten die Tat nachweisen können?

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Serie & Mehrteiler

ZDF

Mit Marcus Mittermeier, Moritz Bleibtreu, Natalia Belitski, Maria Dragus, Bettina Stucky, Matthias Weidenhöfer

Kamera: Wolf Siegelmann

Szenenbild: Alexandra Pilhatsch

Kostüm: Nici Zinell

Schnitt: Simone Sugg-Hofmann

Musik: Richard Ruzicka

Produktionsfirma: Moovie

Drehbuch: Niels Holle

Regie: Hannu Salonen

Quote: 4,72 Mio. Zuschauer (17% MA)

EA: 15.09.2017 21:15 Uhr | ZDF

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