Der „Strobl Dani“ (Emilia Warenski) klebt Stallgeruch am Ski. Damit hat es die Bauerntochter aus Gastein in der U-16 nicht leicht. Außerdem quält sie das schlechte Gewissen. Mit einem Trikottausch hat Dani ihre eigene Schwester um die Qualifikation und um den Einstieg an die Ski-Akademie beschissen. Für Danis zukünftige Trainer-Crew ist das kein Problem. Was zählt ist der unbedingte Wille. Schnell fahren, schnell erwachsen werden. Dabei macht schon der Auftakt klar, dass auch erwachsene Menschen einander bescheißen und sich selbst belügen. Dem Mit- und Gegeneinander an der „School of Champions“ schaut man dank frischer Gesichter in jeder Altersklasse gerne zu. Mut zum Dialekt macht die Figuren authentisch. Das Personal wird spätestens ab Folge zwei überschaubar. Nur zehn Kandidaten überstehen das beinharte Aufnahme-Procedere. Unter ihnen Dani, die Bauerntochter mit gesunder Holzkopfigkeit, und ihre begüterte Zimmergenossin aus der Schweiz. Nawal (Luna Mwezi) und deren Mutter Sophie (Sarah Spale) sind dem Schweizer Publikum bekannt. Das Drama „Platzspitzbaby“ um eine Mutter-Tochter-Beziehung während der Zerschlagung der offenen Drogenszene in Zürich war 2020 der erfolgreichste Kinofilm in der Schweiz.
Foto: ORF / BR / SRF / Superfilm
Unter den männlichen Nachwuchsdarstellern stehen Imre Lichtenberger, Moritz Uhl und Mikka Forcher im Mittelpunkt. Durch Rückblenden erfährt der Zuschauer mehr über die biografischen Hintergründe des Trios. Insgesamt versammelt die Co-Produktion von BR, ORF und SRF einige Newcomer aus der Schweiz und Österreich, die das deutsche TV-Publikum erst noch entdecken darf. Das bekannteste Gesicht im Trainerstab ist Ferdinand Hofer (Kalli aus dem BR-„Tatort“), die prominenteste Rolle die des Schulleiters und ehemaligen Olympiasiegers Mark Auer. Jakob Seeböck („SOKO Kitzbühel“) spielt die Rolle mit dem Charme eines Jürgen Klopp, als der noch nicht für Weißbier warb. Neben Schulleiter Auer kümmert sich Cheftrainerin Franziska Huber (konzentriert und geradeaus in Rolle und Spiel: Josephine Ehlert, „Servus Baby“) um die Schüler und Verwaltungsrats-Präsident Schiesstl ums Geschäft. Der Wiener Kabarettist Gregor Seberg („SOKO Wien“) verleiht dem PR-Profi alter Schule die richtige Mischung aus Schmierigkeit und Selbstüberschätzung. Immer auf der Suche nach neuen Sponsoren grinst Seberg die finanzielle Schieflage der Schule öffentlich weg und tritt intern allen vors Schienbein, die seine Ideen nicht mittragen.
Foto: ORF / BR / SRF / Superfilm
Die Vorspannbilder der Serie träumen vom Skisport als großer Freiheit auf unberührtem Schnee. Ski-Profis beherrschen die Natur und ziehen die ersten Spuren auf reinem Weiß. Die Aufnahmen der Rennen dagegen zeigen die Kehrseite der Medaillenjagd. Am Start ist die Kamera immer nah an den Gesichtern, den Lauf verfolgt sie vom Rand der abschüssigen Bahn oder aus der Aufsicht. Dieser Ablauf wird von Regie und Kamera leider kaum variiert. Das Tempo vermittelt sich akustisch über die Kratzgeräusche der Ski und das Pfeifen des Windes. Während zu Beginn jeder Folge Musik den Drive verstärkt, forciert die Tonspur hier nusikalisch nicht. Die Verstärkung natürlicher Geräusche reicht, um die (An-)Spannung auf der Piste auf den Zuschauer zu übertragen. Bei Außenaufnahmen abseits des Renngeschehens arbeitet die Regie (Serien-Debütanten: Dominik Hartl, Johanna Moder) geschickt mit Schnee und Lichteinfall. Gedreht wurde im Gasteiner Nassfeld, dem hochgelegenen Ortsteil von Bad Gastein und im Skigebiet des 2600 Meter hohen Kreuzkogel. Schnee und Sonne heißt, alles ist gut und die Bergwelt bezwingbar. Ein wolkiger Himmel mit Schneeregen deutet auf Tristesse oder Ärger und wo es in den Tiefschnee geht, verspricht jeder Umschwung Grenzerfahrung und/oder Wendepunkt. So auch bei einer gewagten PR-Aktion, für die Dani und Ausnahmetalent Luca per Helikopter im Nirgendwo abgesetzt werden. Was danach passiert, sorgt in Folge vier für einen gelungenen Cliffhanger. Das Ausscheren einer Hauptfigur wiederholt sich während des Abschlussrennens in Folge acht, zu dessen Finale fast alle offenen Fragen geklärt sind.
Bis dahin schiebt „School of Champions“ einiges vor sich her. In der Gesamtschau bestimmen Eltern- und Trainerschaft das Drama fast mehr als die jugendlichen Protagonisten. Hinter verschlossenen Türen werden Allianzen geschmiedet, Pläne durchkreuzt und ums Geld gerungen. Wahlweise gesellen sich Konflikte zwischen Jung und Alt, Dörflern und Akademiemitgliedern, Leistungsfanatikern und Bedenkenträgern hinzu. Drehbuchautor Samuel Schultschik trägt dabei nie zu dick auf, spielt Themen wie Körpergefühl und sexuelle Orientierung auf verschiedenen Ebenen durch oder deutet sie nur an. Damit liefert der Wiener Autor schon einige Vorgaben für die kommende Staffel. Abgeschlossen ist mit Staffel eins der ungeklärte Todesfall eines Schülers aus dem vorherigen Jahrgang. Der tote Paul Zeiler, der als sportlicher Sonnyboy aus seinen Posts in die Jetzt-Zeit hinüberwinkt, entzweit die Gemüter und hängt wie ein dunkler Schatten über der Akademie. Was wirklich geschah deutet sich erst in Folge sieben an. Am Ende bleibt das Gefühl, dass der Krimi nebenbei vielleicht gar nicht nötig war. Der erste TV-Jahrgang der „School of Champions“ ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit junger Debütanten vor und hinter der Kamera. Die hatten einen guten Lauf und sollten sich jetzt noch mehr trauen. (Text-Stand: 21.1.2024)
1 Antwort
Hey Leute
Ich schaue eigentlich nie Serien und suche lieber den Sinn im Wasser als Surfer, den Zauber im Tiefschnee, früher als Leistungssportler im Eiskanal und ans. feier ich den livestyle mit Freunden.Endlich eine Serie auf die ein fanatischer Livestyler gewartet hat!!! Diese Serie ist fesselnd, nachvollziehbar und spannend zugleich !!
Danke für die tolle Umsetzung dieser Serie!
Bin bei Serie 4 und bin mir sicher es geht so weiter..! Diese Serie ist jeden Euro wert.. 10 von 5 Sternen