Schön, dass es dich gibt

Unterhaltung mit Niveau: Schwabenitzky und Eschke, der „Ösi“ und die Norddeutsche

Foto: ORF / MDR
Foto Rainer Tittelbach

Da sitzt Ehemann Ludwig kurz vor dem 20. Hochzeitstag, ein blondes, sehr, sehr junges Mädel an seiner Seite, und vis-à-vis Ehefrau Jackie: „Ich würd’s dir gern leicht machen, indem ich zum Beispiel sage, es liege nicht an dir, da bin ich aber ein schlechter Lügner.“ Aus & vorbei und Jackie beginnt frech ein neues Leben. Entwaffnend komisch: Elfi Eschke!

Obwohl er Österreicher ist, gelang es ihm, aus Didi Hallervorden einen Charakterkomiker zu machen und er schrieb Fernsehgeschichte mit den Kultserien „Büro, Büro“ & „Kaisermühlen-
Blues“. 15 Jahre lang bewies der gebürtige Salzburger Reinhard Schwabenitzky, dass Deutsche und Österreicher über dasselbe lachen und sich lieben können, wie seine Ehe mit Elfi Eschke beweist. In den letzten Jahren entwickelte er sich zum Experten für die etwas andere Beziehungskomödie. Seine Frau ist stets an seiner Seite. Die Filmtitel sind Programm: „Ein fast perfekter Seitensprung“, „Eine fast perfekte Scheidung“, „Gefühl ist alles“.

Die Frechheit siegt auch in „Schön, dass es dich gibt“. Zunächst ist es jene Frechheit der tumben Männlichkeit, die Schwabenitzky beim selbstgefälligen österreichischen Spießer ausmacht und die er so gern in entwaffnend komischen Dialogen zur Schau stellt. Da sitzt dann der Ehemann Ludwig kurz vor dem 20. Hochzeitstag, ein blondes, sehr, sehr junges Mädel an seiner Seite, und vis-à-vis Ehefrau Jackie: „Ich würd’s dir gern leicht machen, indem ich zum Beispiel sage, es liege nicht an dir, da bin ich aber ein schlechter Lügner.“ Eine solche Frauen verachtende Frechheit darf bei Schwabenitzky, einem Sozialkritiker der alten Schule, natürlich nicht siegen. Also sagt sich Jackie, „warum Gefühle verschwenden an so einen Gefühlskrüppel?!“, und geht ihren Weg. Liebenswert frech beginnt sie ein neues Leben.

„Es geht um Frauen, die verlassen werden und auf dem Abstellgleis landen“, umschreibt Schwabenitzky den Hintergrund seines Films. Seiner Heldin gibt er wohlweislich ein anderes Schicksal – und belächelt wird sie nicht einmal, wenn sie in ihrer leisen Verzweiflung zu einem Date mit einem Nachthemd erscheint. „Der Humor darf nicht auf Kosten der falschen Leute gehen, über einen Außenseiter sollte man nicht lachen“, lautet eines der Prinzipien des Regisseurs, dessen Spezialität seit Jahren der aufgeklärte Umgang mit der Komik ist. „Unter-haltung mit Niveau“ – das ist für Schwabenitzky das größte Kompliment. Spaß muss sein, aber ohne Verankerung im Sozialen, ist ihm das Genre der Komödie „fad“, wie der Österreicher zu sagen pflegt. „Langeweile ist der Tod und Langeweile macht aggressiv.“

Eine Verbündete im Ringen um die leicht schräge Unterhaltung ist mit ihrem sehr eigenen Humor der trockenen Art die unnachahmliche Elfi Eschke. Schwabenitzky lernte die gebürtige Bremerin 1979 kennen. Aus einer Berufsbeziehung wurde Liebe. Deren Geschichte erinnert an die Story von „Schön, dass es dich gibt“. Da wie dort ist es der Zufall, der Schicksal spielte. Eigentlich sollte Eschke eine der 13 Liebschaften von Christoph Waltz in der Serie „Parole Chicago“ bekommen. Doch obwohl sie am Drehort Baden-Baden Theater spielte, wurde ausgerechnet sie vergessen, zum Casting einzuladen. Mit einer Ersatzrolle sollte es auch nicht klappen. Und so kam es erst nach Monaten, in denen der Schauspielerin ihr Ruf vorausgeeilt war, zum ersten Treffen zwischen den beiden. Und es funkte sofort.

Wie bei Jackie und Peter, dem von Heio von Stetten gespielten Schöngeist, der die Nase voll hat vom Versicherungsjob und den ungebildeten Disco-Hasen. Über eine Filmstunde dauert es, bis sich die beiden kennen lernen. Der Zuschauer spürt früh die Seelenverwandtschaft der beiden. Immer wieder laufen sie sich über den Weg, verpassen sich oder trauen sich nicht. Schwabenitzky: „In der Dramaturgie gibt es eigentlich die Regel: höchstens zwei Zufälle.“ Bei Jackie und Peter pfiff er auf diese Regel. „Die ganze Geschichte ist bewusst auf dem Zufallsprinzip aufgebaut.“ Für den Zuschauer ist das ein besonderer Spaß, weil er spürt, welchen Spaß Schwabenitzky selbst beim Schreiben hatte. (Text-Stand: 14.5.2007)

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Fernsehfilm

MDR, ORF

Mit Elfi Esche, Heio von Stetten, Nicole Ennemoser, Ingrid van Bergen, Michael Niavarani, Merab Ninidze

Kamera: Helmut Pirnat

Schnitt: Ingrid Koller

Musik: Andreas Radovan

Produktionsfirma: Star Film

Drehbuch: Reinhard Schwabenitzky, Alexander Mahler, Alexander Hahn

Regie: Reinhard Schwabenitzky

EA: 14.05.2007 20:15 Uhr | ARD

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