Fanny Burkhard ist erfolgreich im Beruf, aber glücklich ist sie nicht. Mit über 14 Stunden Arbeit am Tag betäubt sie den Schmerz – schlafen kann sie dennoch nicht. Dass ihr Lebenswandel nicht gesund ist, zeigt ihr als erster ihr 20-jähriger Neffe. „Du warst früher ganz anders, viel lustiger.“ Kein Wunder, vor drei Jahren hat ihr Mann Robert, der nie Kinder wollte, sie verlassen, um mit einer 28-Jährigen noch eine Familie zu gründen. Hinzu kommt, sie betreiben noch immer gemeinsam eine Unternehmensberaterfirma und der liebe Robert würde gern noch einmal neu in Fernost durchstarten – mit ihr! Ernste Gedanken macht sich die 50-Jährige aber erst, als ihr ein Bekannter aus wilden WG-Zeiten wieder begegnet. Beide finden sich sympathisch, sind aber aus der Übung. Wenn’s nur das wäre! Jener Christian hat vor 25 Jahren Fannys beste Freundin sitzen gelassen, was diese ihm noch immer nicht verziehen hat. Und Fanny hat sich an ihn rangemacht, um ihn und seine angeschlagene Spielefirma auszuspionieren, die ihr Ex einer Heuschrecke zum Fraß vorwerfen möchte. Als sie nach einem erfrischenden Wochenende in den Bergen, bei dem sie die Marktchancen des neuen Spiels auskundschaften wollte, die Reißleine zieht, könnte es bereits zu spät sein…
„Schlaflos in Schwabing“ ist ein Selbstfindungsdramolett ohne Peinlichkeiten, aber auch ohne größere Überraschungen und ohne ernstzunehmenden Tiefgang. Das ist routiniert inszeniert und geschrieben – sprich: aus Elementen deutscher und amerikanischer Vorbilder leicht und luftig zusammengetackert. Dass das Handlungsgebäude nicht einbricht oder über die Dächer von Schwabing davonfliegt – dafür sorgen Mariele Millowitsch und Jan-Gregor Kremp, denen es gelingt, etwas von den Liebesnöten der reiferen Jahrgänge anzudeuten, auch wenn das Drehbuch das nicht primär thematisiert. Das ist vielleicht die Schwäche der Geschichte, die sich vor allem vordergründig an den Biographien der beiden Hauptprotagonisten abarbeitet und damit nichts weiter als degetoisierte Gemeinplätze produziert, anstatt dorthin zu gehen, wo es wehtut: in die Figuren, in die Situationen. Abgedroschen ist auch das häufig bemühte Bild der Schlaflosigkeit. Der Versuch, mit Lebensweisheiten oder dem Domino-Prinzip, dem Häuschen einen Überbau zu geben, wirkt unangemessen, zu prätentiös für das dünne Geschichtchen. So kommt „Schlaflos in Schwabing“ nicht über das Niveau handwerklich solider U-Konfektion hinaus. Autorin Leesch durfte schon mehr wagen! Wie so oft versöhnt nur die Besetzung.
Foto: Degeto / Jan Betzke