Auslöser der Handlung ist die Jakobsmuschel: Ein Konzern bemüht sich um die Fangrechte vor der Küste Cornwalls. Die junge Juristin Liz Pescoe (Friederike Ott) ist gleich in doppelter Hinsicht prädestiniert für das Mandat: Der Lizenzhandel ist ihr Spezialgebiet, und die Männer ihrer Familie sind seit Generationen Muschelfischer. Da ihr Chef zudem mit der Aussicht auf eine Juniorpartnerschaft in der Kanzlei winkt, reist Liz voller Tatendrang nach Cornwall. Dort hält sich die Begeisterung über ihr Anliegen in Grenzen: Vater Cape (Jürgen Heinrich) verweist auf die Familientradition, und der trinkfreudige Bruder Ben, der den Betrieb mittlerweile führt, ist ohnehin erklärter Gegner der Konzerne. Als Ben trotz Sturmwarnung mit dem Kutter aufs Meer fährt und ertrinkt, wäre der Weg frei; aber nun hat Liz Zweifel, ob sie das Richtige tut.
Natürlich umgibt die dank diverser „Utta Danella“- und „Lilly Schönauer“-Werke in diesem Genre sehr erfahrene Drehbuchautorin Nicole Walter-Lingen ihre Heldin mit diversen Figuren, die der Handlung eine scheinbare Komplexität verleihen sollen. Dass Liz in der alten Heimat auf ihre Jugendliebe trifft, steht außer Frage. „Alte Liebe rostet nicht“ ist in solchen Filmen mehr als nur eine Redensart, und selbstverständlich hat Jugendfreund Ray (Ben Blaskovic), mittlerweile der Arzt des Dorfes, nie aufgehört, Liz zu lieben. Immerhin ist diesmal jedoch kein Kind im Spiel, von dem der Erzeuger nichts wusste. Auch bei der Heimkehrerin flammen die alten Gefühle wieder auf, aber weil das Paar vor dem Happy End noch die obligate Hürde überwinden muss, kommt ihre Schwägerin ins Spiel: Sophie (Eva-Maria Reichert) hat Ben vor einigen Jahren verlassen. Weil Ray erzählt hat, dass er in der ganzen Zeit nur einmal verliebt war, und zwar in eine verheiratete Frau, glaubt Liz, das sei Sophie gewesen; und wie aufs Stichwort sieht sie die beiden in inniger Umarmung. Und dann mischt plötzlich auch noch Ryans Vater (Daniel Friedrich) im Lizenzhandel mit. Der Mann, ebenfalls Anwalt, hat die Romanze zwischen seinem Sohn und der von ihm als „kleines Fischermädel“ verachteten Liz schon vor 15 Jahren sabotiert hat. Prompt ist sie überzeugt, dass Ryan, den sie in ihre Pläne eingeweiht hat, seinen Vater mit den nötigen Insider-Informationen versorgt hat. Für weiteren Ärger sorgt ihr zwölfjähriger Neffe Johnny (Bennet Meyer), der nach dem Tod des Vaters selbst für eine pubertierende Fernsehfigur ziemlich über die Stränge schlägt.
Foto: ZDF / Jon Ailes
All’ das ginge ja noch an, aber über „Wenn Fische lächeln“ schwebt nicht das naheliegende Motto „Tradition versus Moderne“, sondern der redaktionelle Vorsatz „Lass uns doch mal was über Aberglaube machen“. Diese Ebene wird von Liz’ Mutter repräsentiert. Gundi Ellert, deren Rollen in der Regel ohnehin kaum nennenswerte darstellerische Variationsmöglichkeiten zulassen, verkörpert Betty als Frau, die überall ein böses Omen sieht und ständig düstere Vorahnungen hat. Kein Wunder, dass sich Johnny die Schuld am Tod seines Vaters gibt, hat er sich doch eine Zigarette an einer Kerze angezündet, was angeblich unweigerlich das Ableben eines Seemanns zur Folge hat. Während der Film für diese Redensart eine plausible Erklärung findet und Liz den Aberglauben als Humbug entlarvt, darf Betty ansonsten weitgehend unwidersprochen ihre Ammenmärchen verbreiten. Wenn Buch und Regie diese Figur als Nervensäge konzipiert haben, ist ihnen das gut gelungen. Allerdings spielen sich ausgerechnet die erfahrenen Darsteller unter Anleitung von „Traumschiff“- & „Pilcher“-Veteran Stefan Bartmann einige Male fast um ihre Reputation. Wirklich glaubwürdig ist allein Jochen Nickel als alter Seebär, der um seine Zukunft bangt. Eine interessante Wahl ist auch Hauptdarstellerin Friederike Ott, weil sie mit ihrer ätherischen Attraktivität sowohl als kühle Anwältin (Haare hochgesteckt) wie auch als romantische Figur (reizendes Lächeln) überzeugt.
Mindestens so ärgerlich wie die Überraschungsarmut der Geschichte ist die entsprechende Umsetzung: Offensichtlicht hat sich niemand die Mühe gemacht, über etwaige Alternativen zu abgenutzten Einstellungen und vielfach verwendeten Erzählweisen nachzudenken. Bestes Beispiel ist Liz’ erste Begegnung mit Ryans Vater, der ihr schickes Cabrio (in Cornwall fahren alle jungen Frauen Cabrio) auf dem Weg ins Dorf von der engen Straßen abdrängt. Als er später aus dem Auto aussteigt, zeigen Bartmann und sein Kameramann Marc Prill erst mal nur seine Füße; von vorn ist er erst später zu sehen. Mag ja sein, dass enge Drehpläne heutzutage kaum noch die Zeit lassen, mal etwas anderes auszuprobieren, auch auf die Gefahr hin, dass es später im Schneideraum wieder verworfen wird; aber zwischen Experiment und Klischee gibt es noch andere Möglichkeiten als beispielsweise eine musikalische Untermalung, die angesichts des ersten Kusses in orgastischen Jubel ausbricht.