Rosamunde Pilcher – Vier Frauen

Rebecca Night, Susanna Simon, Weisgerber. Schön altmodische Familien-Saga

Foto: ZDF / Graeme Hunter
Foto Rainer Tittelbach

Alles dreht sich um „Love“ und „Passion“. Die Vergangenheit wirft schwere Schatten auf die Gegenwart in dieser very britishen vierteiligen Familien-Saga nach Rosamunde Pilcher.  „Vier Frauen“ ist trivial in seiner stofflichen Anlage und zugleich ziemlich perfekt „geplottet“. Alles findet zueinander – jedes Herz, das füreinander bestimmt ist, jeder Handlungsstrang. Diese englischen Physiognomien, diese noblen Anwesen, diese kleinen Ausstattungsköstlichkeiten, die melodramatischen Landschaftsausflüge, der stimmige Wechsel zwischen intimen und „gesellschaftlichen“ Szenen, zwischen steifen Goldies und cooler Jugend – das alles kann durchaus beim Freund des gepflegten Melodrams positive Wirkung hinterlassen.

Es sind turbulente Zeiten, die die Familie um Virginia und Edmund Aird durchlebt. Die glückliche Hausherrin eines schottischen Schlosses kann offenbar ihren Seitensprung von vor 22 Jahren nicht länger geheim halten. Durch Zufall hatte ihr Liebhaber von damals ein Foto von Virginias Tochter Laura in einem Gesellschaftsmagazin entdeckt und die verblüffende Ähnlichkeit mit seiner Mutter festgestellt. Der Patriarch weiß von nichts, nur dessen Mutter hat sich die „Ehebrecherin“ erklärt. Tochter Laura hat schon genug durchzumachen – ihre erste große Liebe nimmt ein tragisches Ende. Und jetzt soll die Mutter ihr sagen, dass ihr Vater nicht ihr Vater ist?! In einer noch größeren Krise steckt ihre Halbschwester Alexa. Ihr Mann Noel betrügt sie und wird zum Nutznießer des Familiengeheimnisses. Er erpresst seine Schwiegermutter Virginia. Für sein Schweigen überredet sie ihren Gatten, dass Noel und nicht ihr eigener Sohn Henry Geschäftsführer der Airds-Company werden solle.

Die Vergangenheit wirft einmal mehr schwere Schatten auf die Gegenwart in dieser very britishen Familien-Saga nach Rosamunde Pilcher. Geld spielt in diesen Kreisen bekanntlich keine Rolle – dafür haben die feinen Herrschaften genügend Zeit, sich ganz ihren Gefühlen, ihren Geschäften und kultivierten Intrigen hinzugeben. Alles dreht sich um „Love“ und „Passion“ – um die erste Liebe, die gereifte Liebe, die unglückliche Liebe, um Sex und Seitensprünge, um die Liebe innerhalb der Familie. „Vier Frauen“ ist höchst trivial in seiner stofflichen Anlage und zugleich ziemlich perfekt „geplottet“. Alles findet zueinander – jedes Herz, das füreinander bestimmt ist, jedes Motiv, jeder Handlungsstrang. Der Herzinfarkt des Familienoberhaupts verhindert die Beichte seiner Frau. Die Tatsache, dass das Schicksal Lauras biologischen Vater schwer gebeutelt hat, lässt Virginias Herz erweichen und macht im zweiten Teil „Lauras Liebe“ den Weg frei für eine Neupositionierung der Gefühle. „Vier Frauen“ ist Kitsch in Rein- und Hochkultur. Gut gemachter Kitsch. Der deutsch-englische Schauspieler-Mix sorgt für mehr „Authentizität“ als die rein deutschen Pilchers. Diese englischen Physiognomien, diese noblen Anwesen, diese kleine Ausstattungsköstlichkeiten, die melodramatischen Landschaftsausflüge, der stimmige Wechsel zwischen intimen und „gesellschaftlichen“ Szenen, zwischen steifen Goldies und cooler Jugend – das alles kann durchaus beim Freund des gepflegten Melodrams positive Wirkung hinterlassen.

Die Zeit heilt alle Wunden in diesem Zweiteiler. Gefühle brauchen Zeit, um sich zu entfalten: das richtige Credo für ein Melodram! Die verzweigte Dramaturgie sorgt dafür, dass es nicht langatmig für den Zuschauer wird. Während sich das Herz für Lauras zweite Liebe angenehm langsam öffnet, fällt noch mal eben der sexsüchtige Intrigant über sein Lust-Objekt her, demütigt ein wohl letztes Mal die eigene Ehefrau und schleicht sich zwischenzeitlich Sprachlosigkeit in die Ehe der alten Airds. Der Erzählrhythmus stimmt in diesem großbürgerlichen Gefühlsreigen, der in jeder Hin-Sicht die epische Breite sucht. Fazit: eine schön altmodische Familien-Saga. (Text-Stand: 24.4.2011)

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Reihe

ZDF

Mit Rebecca Night, Eleonore Weisgerber, Charles Dance, Susanna Simon, Michael Brandon, Johannes Zirner, Adrian Lukis, Suzan Anbeh, Eileen Atkins

Kamera: James Aspinall

Musik: Richard Blackford

Produktionsfirma: Gate Film, Tele München

Drehbuch: Matthew Thomas

Regie: Giles Foster

Quote: 4,60 Mio. Zuschauer (16,5% MA); Wh.: 4,78 Mio. Zuschauer (15,8% MA)

EA: 24.04.2011 20:15 Uhr | ZDF

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