„Fußball ist keine Mathematik“, hat einst ein bayerischer Vereinsboss seinen Trainer gerügt; eine wohlbedachte Spitze, denn der Gescholtene war gelernter Mathe-Lehrer. Liebe ist selbstredend ebenfalls keine Mathematik, denn Gefühle sind noch weniger berechenbar als der Fußball. Das hält die promovierte Mathematikerin Mary Cameron (Maxine Kazis) nicht davon ab, einen Algorithmus für eine Dating-App zu entwerfen. Dass sie überzeugt ist, Gefühle seien keine gute Basis für eine Beziehung, entpuppt sich als perfekte Voraussetzung, denn Mary betrachtet Beziehungen vom Ende her: Was bleibt noch übrig, wenn der Zauber der anfänglichen Verliebtheit verflogen ist? Natürlich die Gemeinsamkeiten; und darauf basiert ihre App, die prompt zu einem vollen Erfolg wird.
Das ist ein vielversprechender Unterbau für eine romantische Komödie, selbst wenn sich die Geschichte ebenfalls problemlos vom Ende her betrachten lässt: Natürlich zielt sie darauf ab, die ungläubige Mary von der Liebe zu überzeugen. Das spätere Paar begegnet sich rein zufällig gleich in der ersten Szene, und das ist nur eins von vielen sattsam bekannten Versatzstücken, die in so gut wie jedem „Rosamunde Pilcher“-Film zum Einsatz kommen. Dazu zählt neben den Kameraflügen über die Küste Cornwalls auch das unvermeidliche Mini-Cabrio. Dass „Liebe ist unberechenbar“ trotz der konventionellen Umsetzung durch die „Herzkino“-erfahrene Karola Meeder (für Fans) keine Zeitverschwendung ist, liegt an ihrer Arbeit mit dem Ensemble und am Drehbuch des auf diesem Sendeplatz gleichfalls sehr umtriebigen Autorenpaars Martin Wilke und Jochen S. Franken, dessen Geschichte immerhin durch gleich drei Romanzen erfreut; und alle Paare haben einen denkbar schlechten Start.
Der Film beginnt mit einer ganzen Reihe von Blind Dates: Mary ist dreißig geworden und hat von ihrer Mutter einen Zugang zum Dating-Portal „Cupid’s Match“ bekommen (Cupid ist das englische Pendant zu Amor, ein „Match“ ist in diesem Fall eine möglichst große Übereinstimmung zwischen zwei Menschen). Die Verabredungen, von Mary jeweils auf einem Fragebogen bewertet, entpuppen sich jedoch ausnahmslos als Flop, weshalb sie dem Portal-Betreiber, Jamie Butler (Alexander James Perkins), höchstpersönlich klarmacht, dass seine App nichts taugt. Der stellt sie kurzerhand ein und beauftragt sie, einen neuen Algorithmus zu schreiben, und prompt erlebt „Cupid’s Match“ mit der Devise „Liebe auf den ersten Klick“ einen Boom. Richtig los geht der Film aber erst, als Butler die Idee hat, ein Pärchen, das offenbar perfekt zusammenpasst, vier Wochen lang in ein Cottage einzuladen und beim Kennenlernen filmisch zu begleiten. Für die entsprechende PR-Kampagne ist Paul Morris (Tobias van Dieken) zuständig, jener Mann, den Mary bei ihrem Dating-Marathon für eins der Dates gehalten und gleich mal zusammengefaltet hat, weil er vermeintlich zu spät kam.
Wie’s weitergeht, ist klar: Für Mary ist Paul, der sich selbst als „seriellen Monogamisten“ bezeichnet, ein arroganter Schürzenjäger. Außerdem pflegt sie Privatleben und Beruf strikt zu trennen. Paul wiederum findet die Vorstellung einer Beziehung mit einer Person, die in allem mit ihm selbst übereinstimmt, langweilig. Bei Amanda und Zach (Eva Nürnberg, Tobias Schäfer) läuft’s ebenfalls nicht rund, denn die beiden haben es bei ihren Profilen mit der Wahrheit nicht so genau genommen. Ihr zufälliges erstes Aufeinandertreffen verlief auch nicht gerade glücklich, und dass die stets knallbunt gekleidete extrovertierte Influencerin ständig Fotos für ihre Follower veröffentlicht, befremdet den etwas verhuschten Zach erheblich.
Noch weniger Aussichten auf ein Happy End hat allerdings die dritte Ebene. Dass Mary der Liebe abgeschworen hat, hängt mit einem Kindheitstrauma zusammen: Nach der Scheidung hat Mutter June (Julia Bremermann) vorübergehend jeden Lebensmut verloren und – angeblich ein Versehen – eine Überdosis Schlaftabletten genommen. Nun möchte Ex-Mann Gerald (René Ifrah), soeben zum dritten Mal geschieden, zwanzig Jahre nach der Trennung reumütig in den Schoß der Familie zurückkehren, was Mary mit heiligem Zorn erfüllt. Die Schweizerin Maxine Kazis entwickelt hier zwar nicht ganz so viel Temperament wie in ihrem „Herzkino“-Debüt „Schmetterlinge im Bauch“ (2022), als sie in ihrer ersten großen Fernsehfilmrolle wie ein Kistenteufel durch die Handlung der „Inga Lindström“-Romanze wirbelte, ist aber erneut sehr präsent. Tobias van Dieken ist ihr ein ebenbürtiger Partner, und das junge Paar ist mit Eva Nürnberg und Tobias Schäfer gleichfalls interessant besetzt.