Eine Joggerin wird von einem Auto erfasst. Offenbar ein Zufallsopfer. Der flüchtende Fahrer, ein Chinese namens Song, gehört zu einem Ring krimineller Pharmahändler, den das LKA seit Monaten im Visier hat. Ein Großeinsatz soll das Pharmakartell ausheben und die Drahtzieher dingfest machen. Rosa Roth und Körber sind bei dem Zugriff mit von der Partie. Die Polizeiaktion misslingt. Song & Co können flüchten. Und schlimmer noch: Der Wagen von Rosa Roth, am Steuer Körber, überschlägt sich während der Verfolgung. Die Kommissarin plagt in der Folge ein Schädelhirntrauma, während der Kollege um seine Existenz bangen muss. 1,4 Promille Alkohol wurden in seinem Blut festgestellt. „Ich war nüchtern!“, wettert Körber und ergibt sich dem Suff. Rosa Roth weiß nicht, was sie glauben soll. Hat es Häussler, der Mann von der Internen, auf Körber abgesehen? Oder ist was dran an Körbers Alkoholproblem? Krank geschrieben, ermittelt sie mit einer jungen Kollegin, die bald auch den Eindruck gewinnt, dass im Falle von Song und Körber nicht sauber gearbeitet wurde.
Foto: ZDF / Stephanie Kulbach
Zwei Kommissare in einer moralischen Ausnahmesituation – für kaum eine Reihe passt das so gut wie für Rosa Roth, die Nachdenkliche, die Grübelnde, die Existenzialistische. Und Körber, der Polizist mit dem Hang zu autistischen Ermittlungsmethoden, seit Einführung der Figur vom Schicksal seiner im Porno-Worldwideweb gefangenen Tochter gebeutelt, ist prädestiniert als schmerzgeplagtes Opfer: ein angeschlagener, wütender Elefant, der von seinem Seelenleben aus der Bahn geworfen wird. Der Fall der „Rosa-Roth“-Episode „Trauma“ geht an die Substanz beider Ermittler. Als Zuschauer indes lässt sich dieser hoch atmosphärische Krimi mit großem Genuss verfolgen. Souveränität und Klugheit der Kommissarin, Fragezeichen und Spannung der Handlung halten sich gekonnt die Waage. Carlo Rolas Film nach dem Buch von Thorsten Wettcke ist kein Thriller, bei dem man als Zuschauer atemlos mitfiebert. Vielmehr lässt er sich goutieren als ein bedrohliches Spiel, das viele Optionen offen lässt. Ein Serien-Held mit Flecken auf der weißen Weste, andere Polizisten, die sich zwar nicht alle offen verdächtig machen, aber von denen keiner so ganz koscher sein dürfte – wer das Subgenre kennt, weiß, das System stinkt von innen. Effektiv eingesetzt wird das Alkohol-Motiv, in dem sich ein Dilemma perfekt spiegelt: Kann man dem betrunkenen Kommissar Körber glauben, dass er in jener entscheidenden Nacht tatsächlich nicht betrunken war?!
Die gut austarierte Dramaturgie setzt sich an der Oberfläche des Films fort. Die Story, die Bilder, die Art zu spielen (vorzüglich einmal mehr: Thomas Thieme, gewohnt stark: Triebel, Sarbacher, Lavinia Wilson) ergeben eine einheitliche Tonlage. Jeder Bildausschnitt stimmt, der Wechsel der Einstellungsgrößen ergibt Dynamik, die Montage ist flüssig. Der Film beginnt straff und nimmt sich dann Zeit, die Situationen, die Beziehungen auszuleuchten. Diese „Rosa-Roth“-Episode strahlt insgesamt eine große Konzentriertheit aus. Hinter der Eleganz des Films verbirgt sich aber mehr als nur formale Spielerei. „Trauma“ ist ein Film aus einem Guss.