„Die Ehe ist wie das Roulette: man hat eine 50%ige Gewinnchance, solange man auf Rot oder Schwarz setzt“, weiß Felix. Der Berliner Lebenskünstler hat sein ganzes Leben auf Zahl gesetzt. Jetzt steht er vor einem Scherbenhaufen: beruflich fehlt dem notorischen Spieler die Perspektive und mit seiner aparten Noch-Frau Pola geht nichts mehr. Mit seinen Problemen befindet er sich in guter Gesellschaft. Auch seine Freunde mühen sich in ihren Beziehungen.
„Reine Formsache“ beginnt mit einer französischen Note und mit einer zur Larmoyanz neigenden Hauptfigur. „Der schönste Tag im Leben einer Frau…“, räsoniert Felix, ein dummer Mythos, „kommen denn danach keine schönen Tage mehr?“ Bei Effi und Gustav ist das genau so gewesen. Deren Hochzeit, zugleich der Tag, an dem Felix seine Pola kennen lernte, war ein rauschendes Fest. Die ersten Ehejahre ein endloses Gezanke im Hightech-Traumhaus. Beim Helden und seiner plötzlich wieder Angebeteten sah das Beziehungschaos anders aus: Die Spielsucht ließ ihn das Weite suchen. Auch mit der Treue nahm es Felix nicht so ernst. Weil Pola zickt, sucht er Trost bei der exzentrischen Ada, doch die ist mit Heißblüter Wito zusammen. Kein Grund zum Prügeln, der hatte schließlich auch mal etwas mit Pola.
Einen nicht gerade originellen Beziehungsreigen hat sich da Béla Jarzyk ausgedacht. Zwar zeichnet er streitbare Situationen aus dem Ehekäfig authentisch nach, doch leider versagt er sich jeder tieferen Analyse des Partnerschaftshorrors, ja, er entscheidet sich nicht einmal dafür, ob Weinen oder Lachen die richtigen Reaktionen sind. Die Figuren bleiben Typen. Dass sie einem dennoch ans Herz wachsen, das liegt an den Schauspielern: Christiane Paul, Marc Hosemann, Bastian Pastewka, Oliver Korittke und Michael Gwisdek machen Kraft ihrer physischen Präsenz auf Sympathieträger und holen den Zuschauer mit einem Lächeln in diese Romantic Comedy, die zu sehr auf das neue Berliner Lebensgefühl der Mitte-30-Generation setzt und dabei die psychologische Stimmigkeit seiner Charaktere vernachlässigt. Im zweiten Teil sind es dann vor allem die Konventionen des Genres, die der Geschichte im Weg stehen.
„Reine Formsache“ kommt dem Zuschauer französisch – mit Chansons, frankophilem Flair und einem französischen Liebhaber. Der Film lehnt sich deutlich an die Bildsprache und Gefühlslagen der Filme („Happyend mit Hindernissen“) an, die Yves Attal mit seiner Ehefrau Charlotte Gainsbourg in den letzten Jahren gedreht hat. Auch Regisseur Ralf Huettner, dessen stilvoller, kühler Look sich sehr stimmig über die Geschichten urbaner Glückssuche legt, setzt auf reichlich Atmosphäre und den Charme seiner Darsteller. Die vielen bekannten Gesichter des Films sind Autor Jarcyk zu verdanken, der der Kopf der Schauspieleragentur Players ist.