Prinz Himmelblau (Jonathan Berlin) lehnt alle hochwohlgeborenen Prinzessinnen ab und sucht sich lieber selbst eine Braut. Auf dem Weg durchs Königreich begegnet ihm die Fee Lupine (Ruby O. Fee). Sie ist schön, und sie ist anders als ihre Feen-Genossinnen: Sie liebt es ein bisschen verrückt, ganz so wie ihr verdrehtes, „kontaktfreudiges“ Pony Alfonse. Der Prinz und die Fee sind sofort voneinander angetan. Der Königin (Mechthild Großmann), eine Gegnerin alles Magischen, ist diese sich anbahnende Liaison allerdings so sehr ein Dorn im Auge, dass sie die Hilfe der in ihrem Schloss eingekerkerten Hexe Confidante (Friederike Kempter) annimmt. Diese aber will selbst Himmelblaus Frau werden und die Macht im Königreich an sich reißen – deshalb belegt sie die Liebenden mit einem doppelten Fluch: Ist der eine wunderschön, hat er einen schlechten Charakter und erkennt den anderen nicht mehr, der missgestaltet, aber von reinem Herzen ist. Die Rollen wechseln täglich – so dürfte der Liebeszauber zwischen den beiden bald vorüber sein. Die Feen können es zwar nicht mit den Kräften der Hexen aufnehmen, dennoch besteht Hoffnung: Lupines Schwester (Sarina Radomski) hat da eine Idee und des Prinzen Knappe (Patrick Güldenberg) leistet ihr Beistand.
„Wahre Schönheit kommt von innen“. Heute, da Fotos und Lästereien darüber, dass man nicht den (ästhetischen) Normen entspricht, mehr denn je die Umgangskultur bestimmen, ist dies eine Botschaft, mit der man Kindern nicht früh genug kommen kann. „Prinz Himmelblau und Fee Lupine“, ein ARD-Weihnachtsmärchen nach Christoph Martin Wieland, hat zwar mit Ruby O. Fee selbst einen Hingucker im Zentrum, doch deren zwischenzeitliche Mutation in ein pickliges, zerzaustes Gothic-Girl ist ein ebenso dezenter Bruch mit den Sehgewohnheiten wie die Besetzung der Hexe durch die ansehnliche Blondine Friederike Kempter und die der Königin durch ihre „Tatort“-Münster-Kollegin Mechthild Großmann, die vor Jahren in „Sechs auf einen Streich“ allenfalls als Hexe durchgegangen wäre. 2016 begnügt man sich nicht mehr mit der ausgestellten Romantik der Grimmschen Märchenklassiker, deren Adaptionen nicht zu Unrecht 2008 vom „Spiegel“ wegen der weichgespülten Geschichten und ihrer oft kindlich-naiven Anmutung kritisiert wurden. Der Einfluss der Märchenfilme aus Hollywood, die sehr viel mehr zu bieten haben als die braven Fabeln vor Gottes schöner Natur, und die Tatsache, dass sich auch Erwachsene für Märchen & Fantasy erwärmen können, führte immer öfter zu Märchen-Movies, die auch höheren Ansprüchen genügen wie „Hänsel und Gretel“, „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ oder „Nussknacker und Mausekönig“. Einige der letzten Märchen wurden dunkler, tiefsinniger sowie dramaturgisch und vor allem visuell attraktiver
In diesem Jahr setzt sich dieser Trend fort. „Prinz Himmelblau und Fee Lupine“ besticht nicht nur durch seine Message, der Film von Markus Dietrich nach dem Drehbuch von Anette Schönberger steckt auch voller cleverer dramaturgischer Ideen (Fernrohr & „Flimmerkiste“) und ist auch bildgestalterisch mit seiner durchgehenden Hell-Dunkel-Kontrastierung ein Glanzlicht der bisherigen 42 Märchen-Verfilmungen. Die Besetzung mit Ruby O. Fee, Kempter und Großmann ist 1A: Wie die drei sehr unterschiedlichen Darstellerinnen ihre Rollen anlegen und vor allem auch, wie ungewöhnlich sie ihre Texte sprechen, wie sie die Worte akzentuieren, ist ganz vorzüglich und hat nichts mit der in Märchen so häufigen überzogenen Kleinkindersprache zu tun. Die männlichen Darsteller fallen dagegen ein wenig ab – was allerdings auch an der Geschichte liegt: Die Frauen haben in dem Film – im wahrsten Sinne des Wortes – das Sagen. Im Rahmen einer dichten Erzählung, die ihre Handlungsstränge geschickt verwebt und so ein gutes Tempo vorlegt, nerven in diesem Film nicht einmal die vermeintlich albernen Sidekicks, die Diener der Königin, sondern fügen sich – im Gegenteil – stimmig ein in die moderate Ironisierung der gesamten Geschichte. Ein paar Tricks dürfen auch sein, und das ausgedehnte Finale mit Hexenverfolgung in einem Ambiente Marke „Blair Witch Project“ meets „Sleepy Hollow“ findet spannungsdramaturgisch die richtige Balance für ein Familienprogramm, das sich nicht nur an Vorschulkindern orientiert. Und am Ende kommt es nicht zum konventionellen Versöhnungsfest bei Hofe, das in den meisten ARD-Märchen in schöner Regelmäßigkeit zu einer darstellerisch stocksteifen Verkleidungsnummer wird, sondern zu einem eher hippieesk anmutenden Feen-Fest. Da tanzen wir gerne mit…