Polizeiruf 110 – Tiefe Wunden

Edgar Selge als Tauber. Das Rätsel um den einarmigen Kommissar wird gelüftet!

Foto: BR / Marco Orlando Pichler
Foto Rainer Tittelbach

Der achte Fall des Einarmigen erklärt sein Handikap und wirft ein anderes Licht auf den zynischen Kopfmensch Tauber. Die Liebe seines Lebens kostete ihm den Arm. Jetzt steht sie wieder vor ihm. Ein brutaler Mord, ein Hilfeschrei und ein Mann, der in der Lage scheint, alles für diese Frau zu tun. Dem Italo-Amerikaner Buddy Giovinazzo gelingt es, die amourösen Ruhemomente mit dynamischen Szenen höchst wirkungsvoll zu kombinieren.

Man rätselte schon desöfteren, was es wohl mit dem einarmigen Kommissar vom bayerischen “Polizeiruf” auf sich habe. Taubers Handikap, auf das gerne beiläufig verwiesen wurde, gab seinem Charakter immer schon Kontur, in seinem achten Fall nun aber reißt es “Tiefe Wunden” in die Psyche des einsamen Wolfs von der Münchner Mordkommission. Sein amputierter Arm ist mit seinen Phantomschmerzen Symbol einer verlorenen Liebe. Fünf Jahre nach jenem einschneidenden Erlebnis holt den Kommissar die Vergangenheit bedrohlich ein.

Ein Juwelierladen wurde überfallen und die Besitzerin kaltblütig getötet. Ein Zigarillo am Tatort führt Tauber auf die Spur seiner hoffnungslosen Liebe. Er hat ein Déjà-Vu und schlägt sofort zu: er verhaftet zwei Männer und eine Frau, “seine“ Katja. Wenig später sind sie wieder auf freiem Fuß. Doch Tauber erkennt, dass das Zigarillo ein Hilferuf war. Katja will loskommen von ihrem Lebensgefährten Jako, einem unberechenbaren Psychopathen. Und Tauber ist bereit, alles für diese Frau zu tun. Er lässt Kollegin Obermeier ins Leere laufen, fälscht sogar Indizien und setzt damit seine Karriere aufs Spiel.

“Tiefe Wunden” ist der fünfte gemeinsame TV-Einsatz vom Duo Edgar Selge und Michaela May, und es ist ihr bislang bester Film. Christian Limmer hat sich eine wirklich packende Geschichte für den einarmigen Polizisten ausgedacht. Plötzlich scheint ein anderes Licht auf den sonst so kühlen Tauber. Seine Biographie beschädigt aber keineswegs die Figur, sie macht seinen Zynismus vielmehr verständlich. Kopfmensch Tauber, der von seinen Gefühlen abgeschnitten schien, überkommt es jetzt umso heftiger. Abgründe tun sich auf. Wäre ein solcher Mann nicht sogar in der Lage, für seine Liebe zu töten?

Polizeiruf 110 – Tiefe WundenFoto: BR / Marco Orlando Pichler
Ein brutaler Psychopath (Ture Riefenstein) liebt die gleiche Frau wie einst Tauber… Und so wird dem Kommissar die Coolness (Foto ganz oben) bald vergehen.

Edgar Selge bekommt reichlich Futter für seinen Tauber – und er ist grandios. Ein Blick, eine Geste, ein hingeworfener Satz, ob verliebt oder genervt vom kleingeistigen Polizeialltag – Selge trägt die Stimmung mit geringstem Aufwand. Selbst seine Wutausbrüche haben noch etwas Spielerisches. Der “amerikanische” Stil dieses sonst so typischen deutschen Schauspielers findet sein Pedant in Catherine Flemming: wortkarg verkörpert sie das schöne Objekt der männlichen Begierde. Dem Italo-Amerikaner Buddy Giovinazzo gelingt es, die amourösen Ruhemomente mit hochdynamischen Szenen wirkungsvoll zu kombinieren. “Tiefe Wunden” besticht durch einen klaren modernen Look – und über den Emotionen liegt ein für Fernsehverhältnisse ungewöhnlich guter Soundtrack. (Text-Stand: 19.3.2003)

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Reihe

BR

Mit Edgar Selge, Michaela May, Catherine Flemming, Thure Riefenstein, Wolfgang Maria Bauer, Gregor Bloéb

Kamera: Florian Hoffmeister

Szenenbild: Claus R. Amler

Schnitt: Katja Dringenberg

Produktionsfirma: Infafilm

Drehbuch: Christian Limmer

Regie: Buddy Giovinazzo

EA: 19.01.2003 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

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