Jan-Gregor Kremp als Kommissar Keller zum vierten und letzten Mal. Wehmut kommt nicht auf, denn warm ist man mit diesem schwermütigen Ermittler nie geworden. Die Verzweiflung an der Welt und der Unzulänglichkeit dessen, was man als deutscher Polizist dagegen tun kann, steht auch in „Kellers Kind“ im Mittelpunkt. Der Krimi ist nur Beiwerk. Doch ein Abgesang auf ein abgenutztes Genre lässt sich auch anders erzählen. Man braucht kein Panoptikum durchgeknallter Typen, die allesamt beweisen, dass das Leben ein Jammertal ist.
So gut es oft auch ist, wenn Krimis ein Thema haben, das sich mehrfach in der Geschichte spiegelt, in diesem „Polizeiruf 110“ vom Hessischen Rundfunk ist es zu viel des Schrecklichen: zwei Kinder sind weg: das eine nach einem Einbruch gekidnappt, das andere gar nicht erst zur Welt gekommen. Fehlgeburt, Kindesentführung, Brudermord, Alpträume, Werwolfmythos – es ist nicht leicht, zu diesem Selbstmordszenario als Zuschauer Zugang zu finden, zumal sich die Spannung immer mehr verfängt in der kruden Story. Wo man hinschaut, nur bedeutungsvolle Gesten und lange Gesichter. Sogar Inga Busch, die bislang das Lust-Prinzip in die Reihe einbrachte, muss ein solches aufsetzen. Die einzige Hoffnung scheinen die Kinder zu sein. Leider wird die Metapher viel zu laut ausgestellt. „Ohne Kinder gibt es keine Hoffnung“ heißt es im Film – und es klingt reichlich banal. Wenn der Film die Zuschauer genau so quälen sollte wie das Leben die Figuren, dann hat Titus Selge sein Ziel grandios erreicht. Schade um die grandiose Besetzung! (Text-Stand: 13.1.2008)