Es muss nicht immer Mord sein. In Schwerin ticken die Uhren nun mal anders. Nicht nur in der Realität, auch im “Polizeiruf 110”. Das reizte die renommierte Fernsehfilmautorin Beate Langmaack, den Einstand für Henry Hübchen zu übernehmen. “Verloren” wurde einer der Krimi-Höhepunkte des vergangenen Jahres. Die Arbeit für Hinrichs/Törner alias Steimle/Hübchen machte Langmaack sichtlich Spaß und so schrieb sie auch den zweiten Fall für das ungleiche Paar: “Dumm wie Brot” ist ein zeitweise Ironie- und Melancholie-geschwängerter Film, der ohne Blutvergießen und ganz ohne Leiche auskommt.
Anfangs vergnügen sich die Kommissare sogar damit, auf dem PC-Monitor Schiffe versenken zu spielen. Doch dann geht es Schlag auf Schlag: ein Zugraub, allerdings einer von der unprofessionellen Sorte – dann ein Frachtraub, einer von ganz anderem Kaliber. Verschwunden ist ein Container nebst geladener Mikroprozessoren im Wert von fast sieben Millionen Euro. Da macht sich der übereifrige Hinrichs sofort Sorgen um den Standort Schwerin. “Zeitnah aufklären” lautet seine Devise. Törner törnt das alles weniger an. Dem tut der Kleinkriminelle leid, der – “Dumm wie Brot” – das im Zug Eingesackte im Internet zu verhökern versuchte. Der Kommissar aus Berlin hat nach wie vor ein Faible für Verlierer und verlorene Seelen. Aus gutem Grund. Er selbst scheint bei seinen Ermittlungen nicht nur Beweise und Täter, sondern auch sich selbst zu suchen. In einer Fernfahrerkneipe befragt er die Trucker, dann ein Blick zum Tresen – eine attraktive Russin. Ist sie die Rettung für den Midlifekrisen-Geschüttelten oder nur ein kurzes Glück?
Dieser “Polizeiruf”, der unter anderem das Thema ‘die Kleinen buchtet man ein, die Großen lässt man laufen’ beiläufig und klischeefrei anschneidet, ist ein ebenso ungewöhnlicher wie gelungener Krimi. Schwerin ist nicht Berlin – und genau das ist und bleibt die Chance des MeckPomm-“Polizeirufs 110” innerhalb einer immer mehr ins Kraut schießenden TV-Krimilandschaft. Der pedantische Ermittler und der nonchalante Bulle, “zwei Kerle aus Fleisch und Blut, samt Verletzlichkeit und Macho-Getue”, so die Autorin. Uwe Steimle und Henry Hübchen sind ein Klasse-Duo, denen Langmaack wunderbar lakonische Texte in den Mund gelegt hat und deren gegenläufige Aktivitäten und Mentalität der diesjährige Grimme-Preisträger Kai Wessel in ein sehr stimmungsvolles und stimmiges Ambiente aus Büroalltag und Privatleben, Landschaft und räumlicher Enge eingebunden hat. (Text-Stand: 2004)