Es beginnt dramatisch: eine Pizzabotin mit einer Bombe um den Hals hat zwei Millionen Euro von einer Bank erpresst. Sie ist offenbar nur „Medium“ für die Bankräuber. Die Frau ist völlig aufgelöst: Wenn man sie mit dem Geld nicht abziehen lässt, würde man sie in die Luft sprengen. Es ist ein Alptraum auch für Uli Steiger: für die ehemalige Bundeswehrfrau ist es der erste Tag bei der Kripo. Und ausgerechnet heute verspätet sich Kollege Papen. Just in dem Moment, als er vor der Bank auftaucht, gibt es eine Explosion. Er und die Pizzabotin kommen dabei ums Leben und der Geldkoffer ist weg. Uli Steiger, der man die Mitschuld gibt am Verlauf des Polizeieinsatzes, wird beurlaubt. Sie ermittelt dennoch weiter. Ihre Recherche führt sie zu einer Neubausiedlung am Rande der Stadt. Hier haben einige gute Gründe, sich mit der ausgeraubten Bank anzulegen. Aber würden diese Leute über Leichen gehen?
Foto: BR / Stephen Power
Der zweite Münchner „Polizeiruf“ um Uli Steiger alias Stefanie Stappenbeck war kein leichtes Unterfangen. Jörg Hube sollte ihr Gegenüber sein. „Wir wollten einen Generationensprung, wir wollten den alten linksliberalen ehemaligen Anarcho, der sich auf eine sanfte und großmütige Weise für seine Ideale einsetzt, und als Gegenpart die junge Generation, verkörpert durch Stappenbecks Steiger, die unbedarfter und pragmatischer an die Dinge geht“, betont die BR-Redakteurin Cornelia Ackers. Der Tod Hubes zerstörte dieses Konzept. Also ließ man Hubes Papen zu Beginn des Films sterben. Für „Die Lücke, die der Teufel lässt“ behalf man sich mit einem Ersatz: Franz Xaver Kroetz übernahm die Rolle des Widerständlers, der zwar kein Kommissar ist, aber seine anarchistisch geprägten Ansichten in die Handlung einwirft. Und er darf den konsumgeilen Kleinbürgern den Spiegel vorhalten: „Ihr macht auf dicke Hose – mit Autos und Häusern auf Pump. Ihr habt euch selbst zu dem Dreck gemacht.“
Auch wenn man bei dem Gedanken, was dieser Film mit Hube hätte werden können, zu dem Ergebnis kommen muss, dass Hube dieser Geschichte fehlt, so haben Dirk Kämper und Lars Montag die Bürde mehr als passabel gemeistert. Es ist ein Krimi, der aus der Alltagsroutine ausschert. Die Heldin nistet sich in der Siedlung ein und wird gelegentlich vom neuen Kollegen Elmar, der dieser Kommissarin mit 40-Minuten-Auftritt nichts abschlagen kann, gelegentlich mit Infos der offiziellen SOKO versorgt. Da gibt es also nicht die üblichen W-Fragen, sondern anteilnehmende „Ermittlung“, die sich zum sozialkritischen Drama auswächst. Der Krimi resultiert aus einem Akt der Verzweiflung. Darin nimmt dieser Münchner „Polizeiruf“ die gute Tradition der Edgar-Selge-Fälle wieder auf, in denen oft viel Melancholie steckte.
„Die Lücke, die der Teufel lässt“ ist kein überragender Film wie „Klick gemacht“ geworden, aber ein Film, der Dank Kroetz‘, Stappenbeck und Monot seine Momente besitzt, der für Überraschungen sorgt, nicht langweilt und die Gier der Gesellschaft sehr viel transparenter und „vielschichtiger“ darstellt, als es beispielsweise Dieter Wedel gelungen ist. „Es ist eine Geschichte über den Größenwahn“, sagt denn auch Redakteurin Ackers. Da sind die kleinen Leute, die im Konsumkarussell mitfahren wollen, da sind die Banken, die mit Krediten locken. Das Karussell schieben beide Seiten an! „Die Lücke, die die Trauer lässt“ ist außerdem ein Film, der die Lücke, die Jörg Hube hinterlassen hat, respektvoll zu schließen versucht.