Eine Frau ist von einem Auto überfahren worden. Sie arbeitete als Sekretärin – und war gelegentlichen Abenteuern nicht abgeneigt. Ihren Mann hatte sie kurz zuvor abserviert. Also Mord aus Eifersucht? Andere Möglichkeiten fassen die beiden ermittelnden Kommissare anfangs nicht ins Auge. Nora Lindner hat ohnehin nur Augen für den neuen Staatsanwalt und „Kollege Schneider tappt hilflos durch die Gegend“, lästert Kriminaltechnikerin Weigand an Schmückes Krankenbett. Der ist nach seiner Schussverletzung noch immer Reha-bedürftig. Die Ermittlungen verlaufen schleppend, umso schneller holt sich die Oberkommissarin ihren Chef ins Bett – bis ein Journalist zweifelhaften Rufs behauptet, der Mord sei das Resultat eines männerbündelnden Filzes von Politik und Wirtschaft. Von Sex-Partys ist die Rede, Fotos kursieren – und dann hat sich der Hauptverdächtige aufgehängt. Ein Schuldeingeständnis? Schneider ist skeptisch, nachdem es auch den Journalisten böse erwischt hat. Der liegt in derselben Klinik wie Schmücke und bald teilen sich die beiden Herren ein Krankenzimmer…
Foto: MDR / Andreas Wünschirs
Nach „Ein todsicherer Plan“ ist „Blutige Straße“ der zweite MDR-„Polizeiruf 110“, der einen deutlichen Aufwärtstrend beim Hallenser Team markiert. Der Film von Dror Zahavi ist ein multiperspektivisch erzählter Whodunit, den im Schlussdrittel die Frage nach dem „WIE überführt man den/die Täter?“ antreibt. Alles wird klug ausgereizt: Schmückes Klinikaufenthalt ebenso wie die Alleingänge des höchst eigenwilligen Journalisten. Aber auch die Besetzung wird bestmöglich genutzt. Isabell Gerschke darf sich nicht nur als jüngste, sondern auch als eine der attraktivsten „Kriminalistinnen“ des deutschen Fernsehens beweisen. Misel Maticevic gibt seine Rolle gewohnt charismatisch. Und Jaecki Schwarz versprüht als umtriebiger Undercover-Patient und väterlicher Freund in Schlappen und Bademantel weitaus mehr Charme als sonst im offiziellen Polizeidienst. Und Henry Hübchen als halbseidener Journalist, stets eine Fluppe im Mundwinkel, ein Wadenbeißer, der schon bessere Tage gesehen hat und in einem Wohnwagen haust, ist die Krönung. Sein Duett im Krankenbett ist auch dramaturgisch eine gute Idee. In dieser Form überholen Schmücke & Co langsam aber sicher das MDR-„Tatort“-Duo aus Leipzig. Fazit: gut getimter, abwechslungsreicher „Polizeiruf 110“, der die Generationsunterschiede bestmöglich einsetzt, gewohnt bildstark von Dror Zahavi inszeniert, vorzüglich gespielt und nicht unspannend.