Pfarrer Braun – Ausgegeigt

Ottfried Fischer, Peter Heinrich Brix. Krimikomödienstadel & die Nuschelfraktion

Foto: Degeto / Krause-Burberg
Foto Rainer Tittelbach

Ein Diebstahl, zwei Morde und eine Stradivari führen Pfarrer Braun nach Mittenwald. Da, wo die Dampfnudeln köcheln, da ist die Redundanz zu Hause. Das Altherren-Geplänkel, sowohl rein akustisch als auch in Sprachwitzhinsicht schwer zu verstehen, ist selbst mit seinen Tanzschulen- und Irish-Folk-Einlagen nicht abendfüllend und spannungstechnisch völlig irrelevant. Diese Langweile lässt sich nicht mal mit drei, vier Enzian gepflegt trinken!

Eine 300 Jahre alte Stradivari aus den Beständen des bischöflichen Ordinariats ist gestohlen worden. Das kostbare, rund eine Million schwere Instrument war eine Leihgabe an eine aufstrebende Geigenvirtuosin und ist ihr aus der Künstlergarderobe gestohlen worden. Pfarrer Braun soll es mal wieder richten. Zur Seite gestellt wird ihm – nomen est omen – Kommissar Geiger. Der steigt in einem Nobelhotel in Mittenwald ab, dem Mekka der deutschen Geigenbauerkunst, und treibt damit zunächst nur sein Spesenkonto in gigantische Höhen. Richtig kompliziert wird der Fall, als sich noch ein Mord zum Stradivari-Diebstahl hinzugesellt: Die von allen verehrte, schöne Geigerin wird mit einer Harfensaite erwürgt.

„Es pressiert also doch“, sagt sich Pfarrer Braun in einer seiner Ansprachen zum Heiligen Vater, nachdem er erst einmal seiner geliebten Zugspitze einen Besuch abgestattet hat. Allein von Tempo merkt man nichts in „Ausgegeigt“, dem 21. Einsatz von Ottfried Fischer als Pfarrer Braun. Da, wo die Dampfnudeln köcheln, da ist die Redundanz zu Hause. „Der Miss Marple Gottes“ war schon immer sehr gewöhnungsbedürftig für Zuschauer unterm Rentenalter. Gilt bei einigen Reihen und Serien im deutschen Fernsehen das Prinzip „bis es euch gefällt“ – verfängt dieses bei „Pfarrer Braun“ eher nicht. Das Altherren-Geplänkel, sowohl rein akustisch als auch in Sprachwitzhinsicht höchst schwer zu verstehen, ist selbst mit seinen Geigenbauern, Tanzschulen- und Irish-Folk-Einlagen nicht abendfüllend. Und spannungstechnisch ist dieser Krimikomödienstadel ohnehin vollkommen irrelevant. Das ist bemühte Langweile, die sich nicht einmal mit drei, vier Enzian gepflegt trinken lässt. Der einst verdiente Heimat- und „Tatort“-Regisseur Jürgen Bretzinger kann diesem „Pfarrer Braun“ auch keinen anderen Erzählrhythmus abgewinnen. Die Nuschel-Dialoge plätschern wie die Handlung müde vor sich hin. Das hat nicht mal mehr Nostalgie-Flair. Fazit: „Ausgegeigt“ ist nichts anderes als in Filmsprache übersetztes Gefasel. (Text-Stand: 16.4.2012)

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Reihe

ARD Degeto

Mit Ottfried Fischer, Peter Heinrich Brix, Gundi Ellert, Antonio Wannek, Hans-Michael Rehberg, Gilbert von Sohlern, Felix Hellmann, Lisa Kreuzer, Wilfried Klaus, Wiebke Puls, Sólveig Arnarsdóttir

Kamera: Theo Müller

Szenenbild: Joachim Schäfer

Musik: Martin Böttcher, Klaus Doldinger

Produktionsfirma: Polyphon

Drehbuch: Cornelia Willinger

Regie: Jürgen Bretzinger

Quote: 3,02 Mio. Zuschauer (10,7% MA)

EA: 11.05.2012 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach