Der 13-jährige Nils ist unzufrieden. Auf dem Bauernhof seiner Eltern gibt es immer nur Arbeit. Der Junge weiß nicht viel mit sich anzufangen, gilt deshalb im Dorf als Nichtsnutz. Er hat keine Freunde, er ärgert die Tiere, schießt am liebsten mit seiner Schleuder nach ihnen. Allein die Apothekertochter Asa hat es ihm angetan. Auch sie mag den Jungen. Doch dann eines Tages – die Eltern sind ohne ihn zur Tante gefahren – bekommt er die Quittung für seine Respektlosigkeit. Der Junge vergreift sich am Hauskobold der Holgerssons und wird als Strafe von demselben auf Wichtelgröße geschrumpft. Plötzlich hört er die Tiere um sich herum sprechen. Auf Hausganter Martins Rücken, der dem Ruf der Wildgänse folgt, befindet sich Nils auf dem Weg Richtung Lappland. „Wenn du ein guter Junge geworden bist, wird dich der Hauskobold wieder zurück verwandeln“, weiß die Leitgans Akka. Als Winzling wird Nils die Welt eines Tages mit anderen Augen sehen und wird die Welt der Tiere verstehen. Vielleicht wird er auch das Herz von Asa zurückerobern. Aber bis dahin ist es ein langer Weg.
Redakteurin Angelika Paetow über die Herausforderung des Projekts:
„Ich hatte bereits Erfahrungen mit Kinderdreh, Tierdreh, Dreh mit Puppen und mit Animation. Ich fand es reizvoll, die verschiedenen Herstellungsformen und optischen Verzauberungstechniken mit einer Literaturverfilmung zu verknüpfen. Der Flug des realen Nils auf einer digital animierten, sprechenden Gans über eine reale Landschaft – das ist eine große Herausforderung und verlangt Fachleute auf allen Positionen.“
„Nils Holgerssons wunderbare Reise“ ist mehr als ein Fantasy-Märchen. Der aufwendigen zweiteiligen ARD-Verfilmung liegt das Buch der schwedischen Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf zugrunde, eine Art Entwicklungsroman für Kinder, eine poetische Geschichte über das Abenteuer, erwachsen zu werden. Es geht um Freundschaft, um Verantwortung, um Selbsterkenntnis. Der 60-minütige Presse-Zusammenschnitt von „Nils Holgerssons wunderbare Reise“ ist viel versprechend. Eine ungewöhnliche Kombination aus Fantasy-Momenten und Dorf-Realismus mit Bullerbü-Reminiszenzen, aus Kindergeschichte und Selbstfindungsmär – liebevoll erzählt, ohne überwältigungsdramaturgische Anleihen bei Filmen wie der „Unendlichen Geschichte“. Der Film ist in seiner Mischung aus Tieraufnahmen und Tricktechnik einzigartig für eine Fernsehproduktion. „Die Tiere spielen Hauptrollen, sie sind kein Beiwerk, sie flattern nicht nur mal kurz durchs Bild“, betont Tiertrainer Marco Heyse. Die größte Herausforderung war für ihn und sein Team, die „Erziehung“ der über Monate aufgezogenen Füchse. Am Ende musste er sich Füchse eines sibirischen Forschungsprojekts holen, bei dem über viele Jahre immer wieder die zahmsten Tiere miteinander gekreuzt wurden. Über die spannende Produktionsgeschichte, insbesondere das Tiertraining, wird eine dreiteilige Dokumentation in der ARD (17./24./25.12.) gesendet. (Text-Stand: 17.12.2011)