Ein Unglück kommt selten allein. Zuerst schlägt es den Großvater aufs Krankenbett – und dann erwischen die Kinder Papa mit Mamas bester Freundin im Bett. „Ich hab immer gedacht, wir sind glücklich, wir sind stark und so was passiert uns nicht.“ Merrit Cremer muss erst mal zu sich kommen. An den geplanten Italienurlaub ist nicht zu denken. Mit ihren Kindern sucht sie Unterschlupf bei ihren Eltern in der Eifel. Auch bei denen hängt der Haussegen schief. Iris ist den Alltag als Herbergsmutter leid. Sie will sich endlich den Traum von der Südsee erfüllen. Christian, bald wieder genesen, denkt nicht dran, er hat seine Heimat gefunden – hängt aber mehr an „seiner“ Iris, als er zugeben möchte. Die möchte jetzt erst mal für ihre Tochter da sein. Der Draht zu ihr war nie besonders gut. Merrit erinnert sich mit Grauen an ihre Kindheit, nimmt ihrer Mutter das „wilde Leben“ im Ausland noch immer übel.
Es heißt Wunden lecken, bevor in „Neue Chance zum Glück“ jene neue Chance in Form einer wohl temperierten Familienzusammenführung genutzt wird. Eine Mutter um die 40, von Beruf Hebamme, die in Kontinuität und vertraut sein den Sinn ihres Lebens gefunden zu haben scheint, deren Achtundsechziger-Eltern und die beiden halbwüchsigen Sprösslinge – zwischen diesen Protagonisten entsteht ein familiäres Spannungsfeld voller gegenseitiger Spiegelungen und zahlreicher Differenzen, die sich nach und nach an den gemachten Erfahrungen abschleifen. Dieser luftige Eifel-Film erzählt vom ganz gewöhnlichen Beziehungschaos, von der Verunsicherung, die in einem aufsteigt, wenn sich das Gewohnte aufzulösen droht, wenn sich die vermeintlich perfekte Beziehung allenfalls als perfekte Fassade herausstellt.
Für die Darstellung dieser alltäglichen Neufindungssituationen finden Brigitte Blobel, Donald Kraemer und ein gutes Schauspieler-Ensemble einen beiläufigen, sensiblen Realismus der Gefühle. Die Art und Weise, wie diese kleine, vermeintlich banale Geschichte erzählt wird, ist das Besondere an diesem leisen Degeto-Dramolett. Jeder der fünf Figuren hat ihre Geschichte. Auch die Kids werden ernst genommen. Wenn Tochter Jule ausbüchst, ist das mehr als das übliche Handlungsklischee im Eltern-Kinder-Kosmos, hier zieht es seine Bedeutung aus dem Großeltern-Eltern-Kind-Kosmos. Auch ein Satz wie „Du denkst immer nur an dich“ wird als Totschlagargument durch die Generationen gereicht. Dieser angenehm undramatische Wohlfühlfilm bietet kleine Denkanstöße und hat mit Sonsee Neu und Jutta Speidel zwei Hauptdarstellerinnen, die tief berühren in ihrem Spiel. (Text-Stand: 13.11.2011)