Hochstimmung bei der Schweizer Beyler Pharm. Die neue Schlankheitspille scheint der Renner zu werden. „Defaminol stillt den Hunger im Kopf“, verspricht die Werbung. Der Projektleiterin des Unternehmens, Claudia Keller, kommen allerdings nach einer erneuten Versuchsreihe Zweifel an dem Wundermittel. Einige Babys der Versuchsratten sterben am achten Tag nach der Geburt. Sie erfährt durch Zufall von einer geheimen Forschungsreihe in einem Frauengefängnis. Eine der Probanten war schwanger und ihr Kind ist gestorben – nach acht Tagen! Alle Verantwortlichen der Beyler Pharm wollen Keller von den Nachforschungen abhalten. Der Forschungschef sieht sein Lebenswerk in Gefahr, der Firmenboss will die junge Frau kaufen, und selbst ihr Mann, PR-Chef der Firma, wird ihr zunehmend unheimlicher.
Nach der Aufbereitung des Contergan-Skandals der 60er Jahre in der ARD, folgt nun mit dem Fernsehfilm „Nebenwirkungen“ ein fiktives Beispiel für mögliche Machenschaften der Pharma-Industrie. Gemäß der Genre-Gesetze wird in dem Thriller von Manuel Siebenmann alles ein bisschen dicker aufgetragen. Das sorgt weniger für Diskussionen, das sorgt vor allem für Spannung. Es werden alle Register gezogen: da ist eine Hauptfigur, die zum Mitfiebern einlädt, da tummeln sich zwielichtige Gestalten, die notfalls auch vor Mord nicht zurückschrecken würden, da taucht ein guter Freund auf, durch den zwischenzeitlich auch ein amouröses Happy End in den Bereich des Möglichen gerät. Der Film packt einen von der ersten bis zur letzten Minute. Die Schraube wird fast unmerklich, ganz langsam angezogen.
Foto: BR / SF / Rózsa
Die Geschichte ist klassisch gut, die Inszenierung zwischen kühler Laborwelt und chicem Yuppie-Design perfekt, regelrecht ins Schwärmen versetzt einen aber die Hauptdarstellerin Sabine Timoteo. Was sie aus ihrer eigenwilligen Labor-Schönen macht, sprengt immer wieder den Rahmen dieses ebenso spannenden wie durchschaubaren Thrillers. Man spürt, dass die von Dominik Graf entdeckte Schauspielerin zuletzt ausschließlich Kinofilme wie „Der freie Wille“ oder „Gespenster“ gemacht hat. Fein nuanciert sind ihre Blicke, ihre Bewegungen, ihre Gesten. Mal gibt sie ihrer Heldin in der bedrohlichen Männerwelt etwas mädchenhaft Kleinlautes, mal trotzt sie introvertiert widerborstig dem „System“, mal macht sie auf verführerisch, um im nächsten Moment am Ende all ihrer Kräfte zu sein. Welche Nuance von Weiblichkeit sie auch gibt, ihre Claudia Keller bleibt eine Frau um die 30, sie ist keine Actionheldin und damit besonders dem Beschützerinstinkt des Zuschauers überantwortet.