Waren diese Spießer auch mal jung?! Hatten sie vielleicht sogar (lustvollen) Sex?! Und haben die etwa auch gekifft?! Anna kann und will es sich gar nicht vorstellen. Ohnehin ist das Verhältnis zu ihren Eltern momentan etwas angespannt. Und dann auch noch dieses Malheur bei ihrer Party, bei der das Wohnzimmer ihrer Eltern verwüstet wurde und auch noch eines von Papas kostbaren Vinyl-Schätzchen zu Bruch ging. Ohrfeige und Hausarrest kontert das gerade 17 gewordene Kleinstadt-Girlie mit einem Ausreißtrip nach München zum lang ersehnten Schauspieler-Casting. Der Termin wird ein Reinfall, auch die Tröstungsversuche diverser paarungswilliger Großstädter kommen beim romantischen Landei gar nicht gut an. Derweil geben sich die besorgten Eltern, nachdem sie die Münchner Discos nach der verlorenen Tochter abgesucht haben, die Kante, und der designierte Herr Bürgermeister entpuppt sich als vorzüglicher Tütendreher. Zu den beiden gesellt sich ein anderes Ehepaar, welchem der Sohn abhanden gekommen ist, jener schüchterne Simon, der Anna mit dem Auto der Eltern (und ohne Führerschein) nach München gefahren hat. Als Anna frühmorgens im Haus ihrer Familie aufschlägt, offenbart sich ihr ein ähnliches Bild wie ihren Eltern tags zuvor. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. Sind ihre Alten vielleicht jünger als gedacht?!
„Eine hervorragend gespielte, leichthändig entwickelte ‚Erziehungskomödie‘, die ihre Personen jederzeit ernst nimmt und sie behutsam & witzig zugleich zu Einsichten und Verständnis führt.“ (Filmdienst)
„Die überfällige Vergangenheitsbewältigung der Nach-Baby-Boomer: endlich ein Film über das deutsche Teenagerleben, wie es die meisten Zuschauer tatsächlich erlitten haben.“ (Spiegel)
„Eine Komödie wie aus einem Guss. Jeder Satz ein Treffer.“ (Fischer Filmalmanach)
Hans-Christian Schmid gelang 1996 mit seinem kleinen, aber bis ins letzte Detail feinen Debütfilm „Nach fünf im Urwald“ ein großer Wurf. Er bringt nicht nur eine Geschichte in Gang, die den Generationen-Alltag in einer Familie witzig, zeitgemäß und klischeefrei darstellt, sondern er zeigt auch, wie sich die Geschichte zwischen jung und vermeintlich uralt in jeder Generation wiederholt. Er zeigt auch, dass die Probleme (zum Beispiel mit dem Nachschub des Klopapiers), die in der Gemeinschaft entstehen, häufig dieselben sind, egal, ob Kleinfamilie oder WG. Der zweigeteilte Plot dieser Zwei-Generationen-Geschichte ist ein dramaturgisches Wagnis, das sich als ein dicker Pluspunkt der Handlung entpuppt. So steht am Ende in diesem Beziehungsfilm, der auch ein Erziehungsfilm (für Eltern) ist, nicht nur die abstrakte Erkenntnis, mehr Entspanntheit zwischen Erwachsenen und ihren Kindern täte den Familien gut – diese Einsicht hat man sich als Zuschauer vielmehr nach und nach erarbeitet, indem einem beide Positionen hautnah und unverwässert zur Identifikation nahe gebracht wurden. Das klingt nach ernsthaftem Diskurs. Stimmt alles. Und doch ist „Nach fünf im Urwald“ auch eine hinreißend komische, überaus stimmig entwickelte und glaubwürdig gespielte Komödie, die ihre Figuren nie verrät und dennoch – insbesondere in den Szenen, in denen sich die Eltern an ihre wilde Jugend erinnern – zum Schmunzeln anregt. Überragend Axel Milberg als Spießer mit doppeltem Boden und Franka Potente, die in ihrer ersten Rolle eine Frische & Authentizität an den Tag legt – was maßgeblich zum großen Erfolg von „Nach fünf im Urwald“ beitrug.