Ein Mann packt entschlossen die Koffer. Das riecht nach Trennung. „Es hat nichts mit dir zu tun.“ Man kennt sie, diese Floskel von dem, der raus will aus einer Beziehung. Doch es folgt nicht „Wir können ja Freunde bleiben“, sondern eine Variation dieses klassischen Satzes: „Du wirst immer meine Mutti bleiben.“ Maria und Wolferl Schröder sind Mutter und Sohn. Sie eine verbiesterte Glucke, er ein später Junge mit seinen 38 Jahren. Zusammen sind sie ein Duo, dem nur mit Tragikomik zu begegnen ist. „Muttis Liebling“ ist eine bitterböse Ösi-Komödie.
Was als Emanzipationslustspiel beginnt, wird zunehmend schwärzer, denn die Mutter will ihr „Buberl“ nicht abtreten, schon gar nicht an einen sexy-Piefke wie jene Eva Krupke, ihres Zeichens Kosmetikberaterin, die dem Sohnemann nicht nur mit sächsischer Mundart den Kopf verdreht. Mit allen Mitteln kämpft „Mutti“ gegen die weibliche Konkurrenz an. Dabei spielt sie perfekt auf der Klaviatur der Schuldgefühle: sie fällt in Ohnmacht, sprüht Gift, droht mit Selbstmord und straft ihre Umgebung mit Verachtung. Allein ihr Wolferl – das liebt sie. Als ihr Ehemann sie verlässt, will sich die Mutter ihren Sohn für alle Ewigkeit krallen.
„Ich habe vor vielen Jahren mal jemanden gekannt, der seiner Mutter verfallen war“, sagt Ulli Schwarzenberger. Diese Erfahrung war das Fundament für das neuste der fast 20 Filmprojekte, die in den letzten zwei Jahrzehnten mit ihrem Mann Xaver Schwarzenberger entstanden sind. Damit die Idee für einen Film trägt, erfand sie dazu eine Mutter, die es nicht zulassen will, dass sich ihr Sohn mit fast 40 Jahren abnabelt. „Diese Mutter ist eine impertinente, selbstsüchtige Person, die nicht die geringste Rücksicht nimmt auf andere, eine böse Frau“, so die Autorin. Maria Schröder ist der Mittelpunkt der Welt, das Maß aller Dinge. Da bleibt dem Bub lange Zeit nur die Flucht in die Welt seiner Modelleisenbahn.
Während in Deutschland die Regisseure immer weniger Einfluss auf die Besetzung haben, genießt Xaver Schwarzenberger in Österreich eine Ausnahmestellung. Marie Bäumer, Gregor Bloéb, Monica Bleibtreu, Friedrich von Thun – „alles erste Wahl und alles meine Wahl“, betont der Regisseur, der schon vor Jahren mit dem ORF einen Exklusivvertrag schloss. In den 70er Jahren machte er sich als Kameramann von Rainer Werner Fassbinder einen Namen, bevor er in den Achtzigern selbst auf dem Regiestuhl Platz nahm. Mit milieustarken TV-Epen wie „Andreas Hofer“, „Krambambuli“ oder „Margarete Steiff“ machte er sich einen Namen.
Eine schöne Abwechslung sind da für ihn die kleinen Filme nach den Drehbüchern seiner Frau. „Es sind Familiengeschichten, die viel über die Gesellschaft erzählen“, so Xaver Schwarzenberger, „denn die Familie ist die kleinste Zelle und sie steht als Metapher für große Zusammenhänge.“ Auch die schwarz humorige Tonlage entspricht seinem Naturell. Schwarzenberger ist Wiener und denen liegt bekanntlich das Tragikomische mit Hang zum Morbiden. „Ich glaube nicht an dieses Fassaden-Glück, das uns überall im Fernsehen begegnet“, sagt seine Frau. Das kann er nur unterstreichen. Dass „das böse Schlussbild“, dessen Inhalt nicht verraten werden darf, im österreichischen Fernsehen durch den Abspann gekappt wurde, sei nur ein technisches Missgeschick gewesen. Schwarzenberger: „Es gab keinerlei Versuche von Weichspülaktionen von Seiten der Sender.“ (Text-Stand: 25.7.2007)