Ein Bauer hat sein privates Glück gefunden. Im Umland von Hamburg begegnet einem einfachen Mann wie Joachim nur selten eine Frau wie jene Ana aus dem Kosovo. Also überlegt er nicht lange. Sie heiraten in aller Stille, wie sie es sich gewünscht hat. Sie will vergessen. Nur, was will sie vergessen? Ana hat erzählt, dass ihr erster Mann und ihre kleine Tochter bei einem Wohnungsbrand ums Leben gekommen seien. Ist tatsächlich das der Alptraum, der diese so schwer durchschaubare Frau plagt? Zweifel sind berechtigt, denn seltsame Dinge passieren. Anas kleiner Sohn ertrinkt just in dem Moment, in dem sie erfährt, wieder schwanger zu sein. Dann taucht ein wilder Typ auf, der behauptet, Anas erster Mann zu sein. Was ist dran am Vorwurf, Ana liebe Kinder nur, solange sie in ihrem Bauch seien?
Was es auch ist, der Zuschauer spürt, mehr und mehr, dass mit dieser Frau etwas nicht stimmt. Und zunehmend muss man Angst um den Ehemann bekommen. Jürgen Vogel spielt jenen Joachim Tietze so, wie der Name klingt: grundehrlich und ein wenig naiv. „Er ist ein gutmütiger Kerl, ein einfach gestrickter Mann mit einem guten Herzen“, so der Schauspieler, der hier einen für seine bisherige Karriere ungewöhnlich introvertierten Menschen spielt. Es ist aber nicht nur die Mentalität, es ist auch die Liebe, die bekanntlich blind macht. Vogel: „Wer liebt ist in der Regel nicht sonderlich kritisch oder skeptisch. Wer liebt, der vertraut, und wer vertraut fühlt sich unwohl bei dem Gedanken, er sollte diesem Menschen stärker misstrauen.“ Diese Zwickmühle, in der sich Tietze befindet, ist Knackpunkt seines Verhaltens. Je mehr er sich aber über die Psyche seiner Frau Gedanken macht, umso mehr zerrt sein Dilemma auch an den Nerven seiner Frau. Ana fühlt sich verraten, als sie heraus bekommt, dass sich Joachim mit Fachliteratur über psychische Probleme bei Schwangeren eingedeckt hat.
Christian Görlitz, der Mann für die psychologischen Fälle, schickt hier zwei Menschen in einen Psychokrimi, der die Gesetze des Genres berücksichtigt, ohne auf eine Erdung durch die soziale Wirklichkeit zu verzichten. „Der Film zeigt, wie privates Leben untrennbar mit politischem Geschehen verbunden ist“, betont Görlitz. „Gerade in Hamburg gibt es viele Menschen, die aus Kriegs-, Terror oder Bürgerkriegsgebieten geflohen sind.“ Sie kommen den Deutschen nahe, sehr nahe – „und wenn sich ein Deutscher in eine Frau aus dem Kosovo verliebt, dann erlebt er natürlich keine fremde Welt, sondern einen liebenswerten Menschen“, so Görlitz. Dieser Gedanke soll der Ausgangspunkt der Geschichte gewesen sein, die im ersten Entwurf noch von einer psychisch gestörten deutschen Mutter erzählte. Zu mehr, als das Verhalten der Heldin nachträglich und in etwas aufgesetzter Form zu erklären, dient die Politik in „Mutterglück“ allerdings nicht. (Text-Stand: 18.10.2006)