Mord in einem Mädchen-Elite-Internat. „Ein hochpolitischer Fall“, macht sich Kripo-Chef Zangel (Christoph Süß) vor Staatssekretär Bilfinger (Stefan Muhr) wichtig; die Töchter der halben Staatsregierung gehen auf diese Schule. Am Ende ermitteln jedoch nicht seine zwei besten, „granitharten“ Männer, sondern sein ungeliebtes Kellertrio – wegen des „höheren Frauenanteils“. Ausgerechnet Bilfingers Tochter Caro (Isabel Dornheim) macht sich wegen ihrer hochnäsigen Verweigerungshaltung unbeliebt. Auch die anderen jungen Frauen wie beispielsweise Lydia (Nadja Sabersky) und Emily (Pippa Fee Rupperti) zeigen sich wenig kooperativ. Allerdings rücken bald ohnehin die Männer in den Fokus der Ermittlungen: Hausmeister Küsbert (Thomas Schmauser), den keiner mag, der kein Alibi, dafür ein unschönes Geheimnis hat, und Sportlehrer Roth (Christian Erdmann), der ein besonders enges Verhältnis zu der Toten gehabt haben soll. So richtig weiter kommen die Drei in dem Fall nicht. Flierl (Bernadette Heerwagen) ist buchstäblich verschnupft, Neuhauser (Marcus Mittermeier) sauer ob dieser verzogenen Gören, von denen er sich vorgeführt fühlt, und Schaller (Alexander Held) bringt die indische Methode ins Spiel, die normalerweise viel zu gefährlich, in diesem Fall aber die einzige Chance ist, der politischen Lösung – Neuhausers Kopf soll rollen – etwas entgegenzusetzen.
Foto: ZDF / Jürgen Olczyk
„Die indische Methode“ von Kommissar Seltsam verfängt erwartungsgemäß, wenngleich die für gewöhnlich etwas unbedarfte Kommissarin das bessere Ende für sich hat. Das passt zum Subtext, der sich durch die 90 Minuten der neunzehnten Episode von „München Mord“ zieht, der etwas anderen Krimi-Reihe im ZDF: Überall lugt das Frauen-Männer-Thema um die Ecke, da geht es um Kraft, um Macht, um Helferinstinkte oder um das gendertypische Spiel von Geld und Liebe – und immer wieder um den Brass auf das andere Geschlecht. Flierl echauffiert sich, als sich der Fall in Richtung männlicher Täter entwickelt: „Dass Männer immer Frauen umbringen müssen. Was ist los mit den Scheiß-Männern!?“ Da sagt sie was, genau im richtigen Moment: Neuhauser, der in seiner ersten Szene noch sein Image als Casanova bestätigt (und unverrichteter Dinge seine Hose zuknöpft), sieht in der Parallelszene zu Fliers Männer-Kritik, wie andere Mannsbilder sein Gspusi umschwirren: „Scheiß-Männer“, findet also auch er. Später projiziert er allerdings sein Unbehagen dann doch wieder zurück auf die Frauen und geht die Tochter des Staatssekretärs übertrieben wütend an, wird übergriffig und – wie zu erwarten war – von Zangel abserviert. In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass das Drehbuch von Neuhaus-Darsteller Marcus Mittermeier stammt. Während er bereits zweimal Regie führte, in „Muxmäuschenstill“ (2004) und „Short Cut to Hollywood“ (2009), ist dieser Krimi sein Debüt als Autor.
So schön beiläufig hintersinnig wie die Zwischentöne in der Kommunikation ist Mittermeier die Krimihandlung nicht gelungen. Eine Stunde lang ist „Die indische Methode“ (Regie: Matthias Kiefersauer) ein flüssiger, unaufgeregt inszenierter Whodunit ohne außergewöhnliche Vorkommnisse. Der Krimiplot plätschert routiniert vor sich hin, dank des lockeren Umgangstons des Stammpersonals, der kleinen sympathischen Wiedererkennungseffekte und besagter Gender-Fragen kommt jedoch keine Langeweile auf. Im Schlussdrittel wird dann Vieles nachgeholt. Da gibt es eine Reihe von Szenen, Situationen und Bildern, die aus dem bisherigen Rahmen fallen. Narrativer Ausgangspunkt ist die titelgebende Methode, eine riskante Form von Transvision. Schaller gibt das Opfer und Neuhauser den Täter. Die Schülerin ist mit enormer Kraft erdrosselt worden. Also stellt sich Schaller die Sache folgendermaßen vor: „Du würgst mich, bis ich das Bewusstsein verliere; dann werde ich sehen können, was hier passiert ist.“ Das Ganze verläuft erwartungsgemäß nicht ohne Komplikationen. Und so ergeben sich eine Reihe köstlicher Szenen, in denen der bewusstlose Schaller – ähnlich wie Leichen in Krimikomödien – durch die Szenerie geschoben oder an seinem Schreibtisch drapiert wird. Richtig komisch wird es, wenn Dritte ins Spiel kommen, mit gebotenem Abstand, beispielsweise Zangel, der sich am Ende bedankt: „Das war nach all den Jahren das beste Gespräch, das wir je gehabt haben, danke.“ Die Figur von Christoph Süß, seit über 25 Jahren auch als Kabarettist erfolgreich, hat ohnehin die launigsten, geradezu valentinesken Sätze („Es ist wie es ist – und jetzt ist es eben anders.“).
Foto: ZDF / Jürgen Olczyk
Was das Trio diesmal besonders eint: Flierl, Schaller, aber auch Neuhauser sind angeschlagen. Während die Kollegin den ganzen Urlaub und auch jetzt noch während der Arbeit von einer heftigen Erkältung gebeutelt und Schaller komatös unterwegs ist, wird Neuhauser von einem Auto angefahren und läuft auf der Zielgeraden dieses Krimis mit Turban herum. Dass alle drei physisch lädiert sind, passt gut zu einer Reihe, die immer mit einem leichten Augenzwinkern daherkommt. Solche Mangelerscheinungen und Aussetzer verleihen den Ermittlungen eine besondere Note und verschieben sie ins Absurd-Komische, während Kommissare in ernsthaften Filmen eher mit psychischen Blessuren, vornehmlich Traumata, zu kämpfen haben. Manch einer mag die körperlichen Beeinträchtiguneg lächerlich finden. Für eine Krimi-Reihe, die sich mehr am Unterhaltungsbedürfnis als an der Realität orientiert, sind solche „Unfälle“ das Fleisch – oder zeitgemäßer: das gesunde Gemüse – in der Krimisuppe. Und ist nicht das eigentlich Lächerliche die Ernsthaftigkeit, mit der die zahllosen Gebrauchskrimis an ihre Fälle herangehen.
1 Antwort
Es eurde oben kritisiert,dass diese krimireihe mehr das u terhaltungsbedürfnis befriedigt.das machen die Charaktere genau für mich aus.und wenn es auch immer die gleichen Aktionen sind: die verhuschte Kommissarin,ihr Chef mit seinen Visionen,der gutmütige machokollege.schöner intelligenter „klamauk“ bis jetzt 5 Sterne.