Was Felix und Louise miteinander teilen ist die Fähigkeit zur Kunst des gepflegten Unglücklichseins. Beim gemeinsamen Joggen oder bei manch durchzechter Nacht bekommt der traurige Beziehungsalltag der beiden ein freundliches Gesicht. Die Catering-Frau und der Wirtschaftsjournalist sind beste Freunde. Mit Intelligenz und Ironie begegnen sie dem tristen Single-Leben, indem jeder dem anderen seine missglückten Abenteuer ausplaudert. Es ist immer dasselbe: Louise gerät stets an Männer, die alles haben, was Frauen lieben, und die das promisk zu nutzen wissen. Bei Felix ist die amouröse Sachlage noch vertrackter. Der kriegt kaum mal ein Date zustande. Offenbar kann der seine Aufmerksamkeit und Zuneigung nicht teilen. All seine Gefühle gehören Louise. Als es dann bei ihr doch einmal klappt und sie Hals über Kopf heiratet und Deutschland verlässt, bleibt Felix nur der Sprung von der Brücke.
„Mr. & Mrs. Right“ erzählt die nicht ganz neue Geschichte von den sich platonisch Liebenden, die ziemlich lange brauchen zu erkennen, was sie sich bedeuten. Nach dem Sprung ins kalte Wasser, der letztlich kein Sprung in den Tod ist, sondern zu neuen Ufern, wärmt sich Felix doppelt sinnbildlich am warmen Feuer von Diana. Er versucht es jedenfalls. Doch obwohl seine Busenfreundin mit ihrem Ingenieur in Afrika weilt, kann er sie nicht vergessen. Als Louise zu seinem 40. Geburtstag einfliegt, sieht sie ihn zum ersten Mal mit anderen Augen: sie tanzen miteinander, sie küssen sich zärtlich – und dann sagen sie sich für immer Lebewohl. Der „Harry-und-Sally“-erfahrene Zuschauer weiß, dass beider Abmachung, sich aus dem Leben des anderen künftig herauszuhalten, nicht tragbar ist. Und so herzallerliebst Udo Wachtveitl als Ehemann Edgar auch um seine „Tatort“-Kollegin Maria Furtwängler wirbt, Matthias Brandt als Felix hat einfach die noch traurigeren Augen.
Die Klasse des Films von Thorsten C. Fischer, ein Meister des schnörkellosen Beziehungsdramas, hat viel mit den Dialogen zu tun. Selten hört man im Fernsehen Sätze wie „Ich werde es vermissen, mit dir unglücklich zu sein“ oder „na toll, alle sind verheiratet – nur ich nicht!“. Und vor allem: die Autoren Sathyan Ramesh und Hans G. Raeth verstehen es, jeder Figur eine spezifische Ausdrucksweise zu geben, die präzise Charakter und Stimmungslage widerspiegeln. Das steht zwar in jedem Handbuch fürs Dialogschreiben, so beherzigt wie hier wird es aber selten in deutschen Fernsehfilmen. Die Besetzung in dieser aufgeklärten Romanze voller abgeklärter Menschen, die dennoch von der großen Liebe träumen, verstärkt die Qualität der Texte: Maria Furtwängler, lockerer und gewitzter als in ihrer „Tatort“-Rolle, ist viel besser als ihr Ruf und im postmodernen Beziehungsdschungel trifft sie genau den richtigen Ton. Ihr Kollege Matthias Brandt beweist als lange nicht wahrgenommener „Mr. Right“ sein großes komödiantisches Talent. Immer ein bisschen neben der Rolle – für seinen selbstreflexiven Felix die optimale Methode.