Britta kann’s nicht lassen. Als ob sie nicht genug um die Ohren hätte als Wirtin und Besitzerin einer kleinen Pension und eines Catering-Services, nein, sie muss sich auch noch regelmäßig in die Fälle ihres Bruders einmischen. Dieser ist der Chef der örtlichen Polizeiinspektion, träumt aber von einem Job bei der Mordkommission. Die Kripo jedenfalls ist häufiger vor Ort, als es den Kollegen aus Gummersbach lieb ist. Denn in Klein-Beken wird munter gemordet und gemeuchelt. Mal erwischt es einen Schinkenfabrikant, dem es ausgerechnet bei Brittas leckerem Backschinken an den Kragen geht. Mal erwischt es einen Esoterik-Jünger beim Shakti-Shake vor der Schwitzhütte eines Geistheilers. Mal wird ein Weiberheld und aufdringlicher Verehrer Brittas tot in der Forellenräucherkammer gefunden. Der Tod geht durch den Magen. Da bekommt der Begriff Leichenschmaus eine völlig neue Bedeutung.
Vier Mal dürfen Britta und Max Janssen die dörfliche Ordnung wieder herstellen. Ob die Reihe „Mordshunger – Verbrechen und andere Delikatessen“ über die ersten vier einstündigen Episoden hinauskommen wird, ist allerdings fraglich, hat doch Anna Schudt seit letztem Jahr auch eine Hauptrolle im neuen „Tatort“ aus Dortmund angenommen. Zwei Mal in Sachen Mord ermittelnd, zwei Mal Westfalen und dazu zwei Formate bei ARD und ZDF – das könnte auf Dauer Probleme geben. Das wäre schade. Denn Konzept und Auftaktfolge können sich sehen lassen. „Eine Leiche zum Dessert“ ist ein dicht erzählter, unterhaltsamer Whodunit, der nicht mehr sein will, als er ist. Bodenständige Charaktere mit leichtem Ausschlag ins Skurril-Humorvolle. Liebevoll ausgedacht, präzise inszeniert, gut besetzt und ein Last-Minute-Rescue sorgt für einen spannenden Endspurt. „Mordshunger“ ist weder gewollt witzig wie die meisten Serien, die unter dem ARD-Vorabendlabel „Heiter bis tödlich“ laufen, noch versuchen Autorin Mika Kallweis & Co der komödiantischen Tonlage von Serienerfolg „Mord mit Aussicht“ oder den bayerischen Regionalkrimis Marke Kluftinger allzu deutlich nachzueifern. Ein Pfund sind die beiden Hauptdarsteller: neben Schudt, die schon so ein bisschen wie die bodenständige, ernsthaftere Variante von Caroline Peters wirkt, spielt Aurel Manthei.
Schnell wird man mit ihren Charakteren warm. Beide wohnen zusammen. Weshalb, das wird beiläufig und elegant durch den Super-8-Film einer Dorfheimkehrerin angerissen: Die beiden haben früh ihre Eltern bei einem Unfall verloren, das ließ sie offenbar von klein auf eng zusammenrücken. Auch heute noch sind sie unzertrennlich. Mit allen Nebeneffekten. „Jetzt red’ doch nicht immer so, als wär’ ich dein kleiner Bruder“, regt sich Max schon mal auf, denn Britta weiß immer alles besser. „Du bist meinkleiner Bruder“, entgegnet sie. Doch Max besteht auf „jüngerer Bruder“. Und wenn der Haussegen mal richtig schief hängt, dann weiß das Schwesterchen, wie sie das wieder hinkriegt: „Komm, ich mach uns was zu essen.“ Fazit: grundsolider Krimi, gutes Gebrauchsfernsehen in der richtigen Länge. Und wenn das ZDF mit solchen Schmankerln das offensichtliche Krimibedürfnis der Zuschauer befriedigt und dafür aus den 90-Minütern wieder Fernsehfilme ohne Krimi(dramaturgie)anleihen macht, dann geht „Mordshunger“ auch programmpolitisch in Ordnung. (Text-Stand: 27.7.2013)