Mord in bester Familie

Katharina Böhm & Maja Maranow, Heimkehr, Mord & Familienkrimi-Klischees

Foto: ZDF / Kerstin Stetter
Foto Rainer Tittelbach

Viel Handlung, viele Verwicklungen, eine hinlänglich erprobte Dramaturgie, eine Hauruck-Inszenierung und Schauspieler, die ihre Arbeit tun. „Mord in bester Gesellschaft“ ist ein Familiendrama, das eine ebenso offene wie leichtsinnige Affäre mit dem Krimi eingeht. Durch die Fokussierung auf die Crime-Motive, Betrug und Mord, und die niederen menschlichen Instinkte, Gier und Rache, besitzt der Film außer abgängigen Schluchten keinerlei weitere Tiefe. Die Figuren sind holzschnittartig, die Dialoge entsprechend eindimensional.

Eine Tochter kommt nach 20 Jahren in ihre Heimat zurück. Ihr Vater hat sie zu seinem 80. Geburtstag eingeladen. Er möchte die Zukunft seines Sägewerks nach seinem Tod gesichert wissen und den Familienfrieden wieder herstellen. Zwar scheinen sich die Schwestern verziehen zu haben, aber die letzten Jahre haben Manuela, die ältere Tochter des Hauses, und ihr Lebenspartner Jens die Firma gemeinsam erfolgreich geführt. Katrin ist raus aus der Branche. Sollen sie nun zu dritt die Firma führen? Oder will sich Katrin nach ihres Vaters Tod ihr Erbteil auszahlen lassen? Das würde das Ende des Familienbetriebs bedeuten. Es herrscht Unruhe bei Familie Lorenz. Denn auch der Ex von den beiden Schwestern ist wieder im Ort.

Nach der Heimkehr überstürzen sich die Ereignisse. Reinhard Lorenz entgeht nur knapp einem Schlaganfall. Stunden später wird Tochter Katrin von einem Felsvorsprung gestoßen. Die Familie spielt den Vorfall herunter. „Sie hatte schon immer eine blühende Phantasie“, weiß die Schwester. Katrin hat Glück gehabt, sie kommt mit dem Schrecken und ein paar Schrammen davon. Aber sie will wissen, wer sie töten wollte. Der Dorfpolizist ermittelt. Aber von ihm kann sie nicht viel erwarten. Sie trifft sich mit Christian, der mit ihr verlobt war, Manuela heiratete und mit Schimpf und Schande aus Firma & Familie gejagt wurde. Er ist gekommen, um seinen Sohn zu sehen, die alte Geschichte zu klären und seine Unschuld zu beweisen.

Mord in bester FamilieFoto: ZDF / Kerstin Stetter
Nach dem Herzkasper: des Sägewerkbesitzers beherzter Griff zur (Räuber-)Pistole. Otto Mellies in „Mord in bester Familie“ (2011)

Viel Handlung, viele Verwicklungen, eine hinlänglich erprobte Dramaturgie, eine Hauruck-Inszenierung und Schauspieler, die ihre Arbeit tun – das wäre die angemessene Form, um diesen Film kurz und knapp zu kritisieren. Die ausführlichere Variante: „Mord in bester Gesellschaft“ ist ein Familiendrama, das eine ebenso offene wie leichtsinnige Affäre mit dem Krimi eingeht. Durch die Fokussierung auf die Crime-Motive, Betrug und Mord, und die niederen menschlichen Instinkte, Gier und Rache, besitzt der Film außer abgängigen Schluchten keinerlei weitere Tiefe. Die Figuren wirken holzschnittartig und die Dialoge sind entsprechend eindimensional. Der Geschichte fehlt es an Struktur, dem Film infolgedessen an einem erkennbaren Rhythmus. Und so wird Spannung verwechselt mit einem kurzzeitigen finalen Aufflackern, einem physischen Aktionismus, der fast ins Lächerliche kippt. Wenn dann parallel zum Tod des Sägewerkspatriarchen noch ein zu fällender Baum zu Boden geht, muss man sich schon fragen, in welchem Jahrhundert sich der Regisseur eigentlich befindet.

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Fernsehfilm

ZDF

Mit Katharina Böhm, Maja Maranow, Otto Mellies, Patrick Mölleken, Max Herbrechter, Martin Feifel, Thomas Sarbacher

Kamera: Volker Tittel

Szenenbild: Peter Bausch

Schnitt: Philipp Schmitt

Produktionsfirma: JoJo Film- und Fernsehproduktion, Bavaria Fernsehproduktion

Drehbuch: Peter Petersen, Johannes Grieser

Regie: Johannes Grieser

Quote: 6,46 Mio. Zuschauer (18,9% MA); Wh.: 4,54 Mio. (14,7% MA)

EA: 21.03.2011 20:15 Uhr | ZDF

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