Monogamie für Anfänger

Der Nachmittag vor der Hochzeit: mit Über- & Seitensprungshandlungen ins Glück

Foto: SWR
Foto Rainer Tittelbach

Die Komödie des preisgekrönten Werbefilmers Marc Malzke, entstanden nach dem Drehbuch von Grimme-Preisträger Lars Kraume, ist ein hübscher, kleiner Film über die urbane Liebe im Lebensalter der unbegrenzten Möglichkeiten. Lustvoll pendelt er zwischen Monogamie für Anfänger und Philosophie für Pessimisten. Reichlich Woody-Allen-like: Martin Glade!

„Auf unsere letzten sechs Jahre!“ Vielleicht hätten Felix und seine Fabienne mal besser auf die nächsten sechs Jahre anstoßen sollen. Oder noch besser auf das ganze Leben, das ihnen bevorsteht. Denn Felix hat sich in den Kopf gesetzt, seine langjährige Freundin endlich zum Traualtar zu führen. Und zwar mit allem Drum und Dran, mit kirchlicher Trauung, Riesenfest und Flitterwochen in Brasilien. Völlig überfordert hat er Fabienne mit seinem verdrucksten Heiratsantrag beim Fest-Diner in Paris zwischen Champagner & Austern. Dennoch sagt sie ja.

Zurück in Berlin holt Felix der Alltag ein und er kommt plötzlich ins Zweifeln. Die Hochzeit ist ihm auf einmal viel zu viel Action und sein Job als Sportfotograf ödet ihn an. Ein erster Lichtblick ist Ex-Flamme Johanna (Lavinia Wilson), die sich nach Jahren in den USA mal wieder bei ihm meldet. Aber sie ist nicht die einzige. Überall sieht er Frauen, die etwas von ihm wollen, verführerisch lächeln sie, er lächelt zurück und ärgert sich: „Mein ganzes Leben ignorieren sie mich – und kaum will ich heiraten, da stehen sie Schlange.“ Am Nachmittag vor der Hochzeit kann er dann nicht widerstehen. Johanna will wieder nach Berlin ziehen. Gemeinsam schauen sie sich eine Wohnung an. „Mensch, morgen ist die Standesamtliche“, klagt Felix. „Dann werden wir eine sehr, sehr kurze Beziehung haben“, lächelt Johanna und streift sich die Jacke ab. Dieser Nachmittag vor der Hochzeit wird Folgen haben…

Monogamie für AnfängerFoto: SWR
Lieber noch mal was mit der Ex anfangen, ehe es zu spät ist? Lavinia Wilson und Martin Glade

Nicht die üblichen Folgen einer Fernsehfilm-Tragikomödie. Diesem One-Afternoon-Stand folgt keine Schwangerschaft. Solche dramaturgischen Totschlagmotive würden der Komödie „Monogamie für Anfänger“ nur dessen unbeschwert leichte Gangart nehmen. Der Film des Werbefilmers Marc Malzke, entstanden nach dem Buch von Grimme-Preisträger Lars Kraume („Guten Morgen, Herr Grothe“), ist eine hübsche, kleine Komödie über die urbane Liebe im Lebensalter der unbegrenzten Möglichkeiten. Lustvoll pendelt er zwischen Monogamie für Anfänger und Philosophie für Pessimisten. Amüsant spielt er mit der Vorstellung, für immer an den gleichen Partner gebunden zu sein. Da vergeht dem Helden die Romantik!

Martin Glade spielt den Neurosen-Kavalier, der nicht erwachsen, aber auch nicht glücklich werden kann und der wie weiland Woody Allen Probleme damit hat, einem Club anzugehören, der ihn als Mitglied aufnehmen würde. Sobald sich seine Fabienne (perfektes Kindchenschema: Heike Warmuth) rückhaltlos zu ihm bekennt, ihm also sicher ist, hält er wieder Ausschau nach anderen und verfällt narzisstisch in Über- und Seitensprungshandlungen. Sein bester Freund bringt es in seiner aus fünf Worten bestehenden Hochzeitsrede auf den Punkt: „Felix, du bist ein Mann.“ (Text-Stand: 11.4.2008)

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Fernsehfilm

SWR

Mit Martin Glade, Heike Warmuth, Lavinia Wilson, Josef Heynert, Heike Jonca, Michael Schweighöfer

Kamera: Florian Schilling

Schnitt: Piet Schmelz

Musik: Lars Löhn

Produktionsfirma: Maran Film

Drehbuch: Lars Kraume

Regie: Marc Malzke

EA: 11.04.2008 20:40 Uhr | Arte

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