Zum zweiten Mal ist Ann-Kathrin Kramer als “Profilerin“ Michelle Eisner unterwegs. Dieses Mal auf den Straßen von Berlin. Und wieder pflastern Leichen ihren Weg. Einziger Unterschied: Ganz so adrett und sexy wie gewohnt gibt sich die Frau mit den Katzenaugen in “Messerscharf – Tödliche Wege der Liebe” nicht. “Ich sehe am Anfang aus, als ob ich stinke”, formuliert Kramer es pointiert. Ihre BKA-Polizistin wird arg von Selbstzweifeln geplagt. Weil sie einen Mörder hat laufen lassen, musste ein sechsjähriger Junge sterben. Ihre Depression führt sie von Frankfurt nach Berlin, den Ort des damaligen Verbrechens. Und wieder ist sie bald mittendrin in einem Fall, der an die Nieren geht. Und ans Herz. Eisner verliebt sich nämlich in den Mann, der verdächtigt wird, vier Prostituierte gequält und ermordet zu haben: Er ist Schriftsteller, psychisch krank, Stasi-Opfer und leidet unter Filmriss. Bei ihm findet die selbst psychisch Gebeutelte einen Unterschlupf. Der Verdacht gegen ihn erweckt die Profilerin zu neuem Leben. Bald ist sie undercover wieder im Einsatz.
In “Messerscharf” bricht Ann-Kathrin Kramer deutlich mit ihrem Rollen-Image. Mit tatkräftigster Unterstützung der Maskenbildnerin probt sie den Mut zur Hässlichkeit. Geschwollene Wangen, verquollene Augen und dazu dieser Ich-werf-mich-gleich-vor-den-nächsten-Zug-Blick. “Richtung abgewrackte Schlampe”, so beschreibt sie selbst ihr Styling in dem Sat-1-Thriller von Britta Stöckle und Angeliki Antoniou. “Alles ist sehr hässlich, sehr pur, sehr existenziell.“ Dieser Gossen-Look ist ähnlich wie zu Beginn das Weinflaschenarsenal, das ihr Appartement ziert, etwas zu sehr ausgestellt. Allein ihr unaufdringliches Spiel und die gepflegt brüchige Gelassenheit, mit der Peter Lohmeyer seinen angstbesetzten Charakter spielt, sorgen für den perfekten Kontrapunkt zu dem etwas aufgesetzten Szenario.