Sind es die verflixten 80 Cent, die zur Million fehlen – oder weshalb kann sich Anja Bremer nicht so richtig freuen über ihre sechs Richtigen im Lotto? Die Kindergärtnerin und zweifache Mutter kann das Geld zwar gebrauchen, doch in letzter Zeit macht sie sich vor allem Sorgen um ihren Göttergatten. Der steckt knietief in der Midlife-Krise. Statt sich seinen Lebenstraum zu verwirklichen und in der Küche seines eigenen Gourmetrestaurants zu stehen, hat es der gelernte Koch – und verantwortungsvolle Familienvater – nur zum besseren Fischhändler gebracht. Weil Anja befürchtet, dass ihr wunschlos unglücklicher Ulli, wenn er von der Lottomillion hört, seinen ersten Wohnsitz endgültig vor den Fernseher verlegt, will sie ihm den Gewinn zunächst verheimlichen. Mit Hilfe ihres Freundes Max, der als Investor-Strohmann auftritt, soll ihr Mann endlich zu seinem Restaurant kommen und vor allem wieder Spaß am Leben kriegen. Ulli beißt an. Doch seine Leidenschaft für molekulare Küche und sein kostspieliger Perfektionismus könnten den schönen Plan scheitern lassen. Und auch Max, der seit langem in Anja verliebt ist, entwickelt sich zum Unsicherheitsfaktor.
Kontrollfreak, Haushaltsmanagerin, Übermutter – Ausnahmeschauspielerin Birge Schade gibt den Ton an in dem leichtgewichtigen Familienfilm „Mensch Mama!“. Ihr Gegenüber ist Götz Schubert als Oberlangweiler und Pantoffelheld, der so langsam wieder in die Puschen kommt. Ohne diese – im Rahmen eines Degetofilms – Top-Besetzung wäre dieses ausgedachte Wohlfühldramolett mit seinen Anlaufschwierigkeiten für viele Zuschauer wohl ein Fall für die Fernbedienung. Wer von diesem 90-Minüter ähnlich Komisches erwartet wie von der WDR-Serie „Die LottoKönige“ oder der Ösi-Vorlage „Die Lottosieger“, der wird enttäuscht sein. „Mensch Mama!“ will allerdings auch keine Sitcom sein. Um als „ernsthafte“ Unterhaltung durchzugehen, ist das Ehekrisensüppchen dann aber doch auch zu dünn. Weil die Bindung mal wieder nicht stimmt zwischen Plot und Erzählfluss, zwischen Buchideen und Inszenierung, zwischen „Moral“ und Sinnlichkeit. Dabei enthält das Buch von Peter Strotmann durchaus Bedenkenswertes: da gewinnt jemand im Lotto, aber spontane Freude will nicht aufkommen; überall nur Problemfallen, in die einen der Alltag stolpern lässt, und Familie ist alles andere als der Hort der Glückseligkeit. Lethargie statt Lebenslust. Um aus diesem Dilemma herauszukommen, braucht man eine Million und eine „unrealistisch“ altruistische Heldin. Wenn in Filmen die Botschaft irritiert, die Dramaturgie schwächelt und es an Esprit fehlt, dann lässt sich oft nur mit dem Begriff „Märchen“ etwas retten. Als märchenhafte Versuchanordnung hat die Story vom Lottogewinn denn auch einen gewissen Reiz. Doch der Funke will einfach nicht überspringen…