Meine Schwester und ich

Katharina Schubert und Nadeshda Brennicke. Patente Helferin und schöne Narzisse

Foto: Degeto
Foto Rainer Tittelbach

„Meine Schwester und ich“ ist die Film gewordene Frauenzeitschrift. Übersteigerter Narzissmus ist in den Blättern der gehobeneren Sorte ebenso ein Thema wie das „sich aufopfern“, die noch immer beliebteste weibliche Verhaltensstrategie. In dem Degeto-Film werden diese psychologischen Muster dramaturgisch unterfüttert und familientechnisch ins Lot gebracht. Ein Fall für „Brigitte“-Leserinnen. Gut gespielt, stereotyp besetzt.

Zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, sind die Heldinnen in dem Fernsehfilm „Meine Schwester und ich“. Da ist Clarissa. Sie ist lieb und nett, wirkt für jeden auf Anhieb sympathisch. Ihre privaten Bedürfnisse und beruflichen Ambitionen stellt sie zurück zugunsten ihres Vaters, um den sie sich kümmert, seitdem die Mutter der Familie tot ist. Die hochbegabte Geigerin hat sich statt für die Musikerkarriere zu entscheiden, in der Nestwärme ihrer Heimatstadt als Musiklehrerin verdingt. Ihre Schwester Ina ist jünger und doch sehr viel früher flügge geworden. Sie ist Modell – umschwärmt und unglücklich.

Als Indikatoren für Mentalität, Charaktereigenschaften und persönliche Problemlagen der beiden hat die Autorin Marlis Ewald den Schwestern zwei Männer an die Seite gestellt. Zum 70. Geburtstag des Vaters kommt das Trio seit längerem wieder einmal zusammen. Der Vierte im Beziehungsbund ist Clarissas Freund Marco. An den Männern entzünden sich die seit Jahren zwischen den Schwestern schwelenden Konflikte. Es sind die Schubladen, mit denen beide nicht zurecht kommen. Clarissa will nicht länger die patente und ewig hilfsbereite Frau sein, während Ina unter ihrem Image der nur Schönen leidet und doch weiß, dass sie kaum etwas anderes zu bieten hat. In ihrer Verzweiflung sucht sie die Nähe von Clarissas Freund Marco. Der sieht gut aus und scheint als ehemaliger Psychologe der ideale Partner für Ina zu sein. Und so passoert in einer schwachen Stunde, was passieren muss…

„Meine Schwester und ich“ ist die Film gewordene Frauenzeitschrift. Übersteigerter Narzissmus, oft zu finden bei denen, die Papas Liebling waren und auch später noch als Prinzessin gefeiert werden, ist in den Blättern der gehobeneren Sorte ebenso ein Thema wie das „sich aufopfern“, trotz Emanzipation die vielleicht noch immer beliebteste weibliche Verhaltensstrategie. In dem Film von Ilse Hofmann werden diese psychologischen Muster dramaturgisch unterfüttert und familientechnisch ins Lot gebracht.

Es ist eine Geschichte mit Ansage. Selbst Ina, gespielt von Nadeshda Brennicke, die spezialisiert ist auf die tragisch endende blonde Männerfalle, bleibt ein lebloses Abbild einer hinlänglich bekannten weiblichen Stereotype. Ein wenig mehr Mühe hat sich die Autorin mit der braven Clarissa gegeben. Sie ist ein runder Charakter, in dem sich so mancher weibliche Zuschauer wiederfinden wird. Die Frau, Ende 30, die eher „Brigitte“ als „Emma“ liest, wird gespielt von Katharina Schubert. Sie sorgt für den Ausgleich des Gefühlshaushalts und ist damit so besetzt, wie man sie spätestens seit der Serie „Drei mit Herz“ kennt. Trotz recht ansprechender Schauspielerleistungen (allen voran Thomas Sarbacher) macht die Besetzung der Frauen den routiniert inszenierten Film noch vorhersehbarer. (Text-Stand: 1.7.2005)

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Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit Katharina Schubert, Nadeshda Brennicke, Thomas Sarbacher, Peter Sattmann, Arthur Brauss, Steffen Groth

Kamera: Andreas Löv

Szenenbild: Andreas Schmid

Schnitt: Ueli Christen

Produktionsfirma: NFP

Drehbuch: Marlies Ewald

Regie: Ilse Hofmann

EA: 01.07.2005 20:15 Uhr | ARD

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