Eine Frau wird durch ihre Schwangerschaft damit konfrontiert, dass sie ihr erstes Kind einst, als sie selbst noch fast ein Kind war, zur Adoption frei gegeben hat. Plötzlich spürt sie eine große Sehnsucht nach ihrem verlorenen Sohn. Aus dieser zum Melodram neigenden Ausgangssituation entwickelten Autorin Rodica Döhnert und Regisseur Thomas Berger einen lebensnahen und wahrhaftigen Film über fünf Menschen, die zu sich selber finden, um schließlich Vertrauen zueinander fassen zu können.
Verunsichert sind sie alle. Zunächst Conny – sie ist schwanger und hat Angst, auch dieses Mal dem Kind nicht gerecht werden zu können. Ihr Freund Frank kann sie gerade noch von einer Abtreibung abhalten. Doch Conny scheint ihm zunehmend zu entgleiten: Sie macht sich auf die Suche nach ihrem Sohn Jan, der jetzt Alexander heißt. Sie lernt ihn kennen und – ohne zu wissen, wer sie ist – fasst der Vertrauen zu ihr. Doch die Nähe dieser netten, attraktiven Frau verwirrt den 15-Jährigen. Als sie eines Tages beide im gleichen Bett landen, kommt es zum Eklat. Alexander, der nichts von seiner Adoption wusste, ist außer sich. Jetzt sind es die Adoptiveltern, die sich Fragen stellen und an der Richtigkeit ihres Handelns zweifeln.
Das adoptierte Kind sollte mit der Wahrheit aufwachsen, um eine eigene Identität aufbauen zu können, sind sich Pädagogen heute einig. Alles andere wäre ein Vertrauensbruch, der die Beziehung zwischen Adoptiveltern und Kind über kurz oder lang zerstören würde. “Mein Weg zu dir heißt Liebe” erzählt auf der gut recherchierten Grundlage deutscher Adoptionspraxis, die vor 15 Jahren noch jene anonyme Adoption favorisierte, ein Mutter-Sohn-Drama mit all seinen Beziehungsverzweigungen als Geschichte einer Annäherung, behutsam beobachtend und ohne die geringste Spur von Pathos.
Weil Döhnert keine “Buhmänner” aufbaut und Berger, der in “Ein unmöglicher Mann” ein Scheidungsverfahren multiperspektivisch erzählte, auch hier den Perspektivenwechsel zwischen Haupt- und Nebenfiguren elegant meistert, besitzt der Film einen schlüssig-flüssigen Realismus, wie er selten im Fernsehen (und schon gar nicht in einem Melo) gelingt. Dazu trägt auch der Tübinger Kleinstadtcharme mit bei. Das meiste aber ist Lisa Martinek zu verdanken. Ihr Gesicht, das Natürlichkeit, Frische und Unauffälligkeit ausstrahlt, ist ideal für die sympathische Leichtigkeit, mit der diese an sich schwergewichtige Geschichte erzählt ist. (Text-Stand: 2.3.2004)