Mein verrücktes Jahr in Bangkok

Neubauer, Schir, Phan-Thi, Rothemund, die Eifersucht, Thailand – und es plätschert

Foto: Degeto / Arkmanow
Foto Tilmann P. Gangloff

In „Mein verrücktes Jahr in Bangkok“ spielt Christine Neubauer eine Frau, die sich als Deutsche mit rudimentären Englischkenntnissen in Bangkok behaupten muss. Autor Mathias Klaschka konfrontiert die Figur mit diversen Herausforderungen kultureller oder kulinarischer Art. Das ist arg spannungslos, aber wenigstens dürfen die Einheimischen thailändisch reden und auch Neubauers Journalistin wird einigermaßen glaubwürdig in der Fremde gezeigt.

Vor einigen Jahren hat Christine Neubauer angekündigt, sie wolle sich fortan auf Rollen konzentrieren, die sie darstellerisch stärker forderten; sie suche nach Figuren, die sie „nicht schon dutzendfach“ gespielt habe. Tatsächlich folgten Filme wie „Haltet die Welt an“ oder „Die Minensucherin“, die der Schauspielerin zumindest ein anderes Umfeld als die üblichen Schmonzetten à la „Die Landärztin“ oder „Im Tal des Schweigens“ lieferten. Neubauer aber blieb und bleibt immer Neubauer. Das gilt auch für „Mein verrücktes Jahr in Bangkok“.

Immerhin verkörpert die Münchenerin ihre Rolle glaubwürdig: Sie spielt eine Frau, die sich als Deutsche mit rudimentären Englischkenntnissen in Bangkok behaupten muss. Zum Glück verzichtet das Drehbuch von Mathias Klaschka darauf, die Auswanderin auf Zeit als Heldin zu stilisieren, die alle Aufgaben problemlos meistert. Im Gegensatz zu den üblichen Gepflogenheiten bei den Produktionen der ARD-Tochter Degeto dürfen die Einheimischen daher auch thailändisch reden, was zur Folge hat, dass sich Sabine Kremer mit Händen und Füßen verständigen muss. Entsprechend stolz ist sie nach ihrem ersten erfolgreichen Einkauf auf dem Markt. Dass diese Frau früher eine Journalistin mit täglicher Kolumne war und nun einen Blog betreibt, dem der Film seinen Namen verdankt, nimmt man ihr allerdings nicht ab; Sabine wirkt wie jemand, der die Tochter um Hilfe bitten muss, wenn’s um Web-Fragen geht.

Aber das Internet ist ohnehin nur ein Nebenschauplatz. Immer mehr ins Zentrum der Handlung drängt sich die Frage, wie es um die Treue des Gatten bestellt ist: Christof (Bernhard Schir) ist Unternehmensberater und hat überhaupt nur Sabine zuliebe den Auftrag in Bangkok übernommen. Weil sich die ausgesprochen attraktive Übersetzerin Eleanor (Rhata Phongam) unübersehbar zu ihrem Mann hingezogen fühlt, ist Sabine alsbald überzeugt, dass Christof den schönen Augen nicht lange widerstehen kann, zumal er regelmäßig zu müde zum Sex ist. Und tatsächlich scheint sie das Pärchen beim Arbeitswochenende in einem Hotel in flagranti zu erwischen; dabei ist bloß ihr thailändisch doch nicht so gut, wie sie dachte.

Das Handlungsmuster des Films ist simpel: Klaschka konfrontiert die weibliche Hauptfigur mit diversen Herausforderungen kultureller oder kulinarischer Art und schaut dann zu, wie sie damit fertig wird. Zwischendurch darf Neubauer die malerischen Sehenswürdigkeiten Bangkoks abklappern. Das erinnert stilistisch an die Donna-Leon-Filme, in denen Uwe Kockisch auch immer wieder durch Venedig defilieren darf; sie sind fast ausnahmslos von Sigi Rothemund gedreht worden, der mitsamt Stammkameramann Dragan Rogulj auch diesen Film inszeniert hat. Aber wenn man keine grundsätzlichen Vorbehalte gegen Neubauer hat und damit leben kann, dass die Geschichte vergleichsweise spannungslos vor sich hinplätschert, ist „Mein verrücktes Jahr in Bangkok“ durchaus akzeptabel. Die Dialoge der kleinen Emma (Hanna Heile) klingen mitunter allerdings sehr abgelesen. (Text-Stand: 2.11.2012)

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Fernsehfilm

ARD Degeto, ORF

Mit Christine Neubauer, Bernhard Schir, Minh-Khai Phan-Thi, Rhatha Phongam, Hanna Heile, Martin Armknecht

Kamera: Dragan Rogulj

Szenenbild: Thomas Franz

Schnitt: Haike Brauer

Produktionsfirma: Ziegler Film

Drehbuch: Mathias Klaschka – nach Motiven von Kit Hopkins und Thilo Röscheise

Regie: Sigi Rothemund

Quote: 3,67 Mio. Zuschauer (11,8% MA)

EA: 14.12.2012 20:15 Uhr | ARD

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