Mein Freund aus Faro

Nana Neul: „Utopie einer perfekten ersten Liebe, die endet, bevor sie real wird“

Foto: WDR / Tom Trambow
Foto Rainer Tittelbach

Die 22-jährige Mel ist einsam, sie sehnt sich nach Liebe. Da läuft ihr eines Abends Jenny über den Weg. Die 14-Jährige hält sie für einen Jungen. Sie strahlt und sieht süß aus – das fühlt sich gut an. Also wird aus Mel kurzerhand Miguel, ein Portugiese aus Faro. Jenny verliebt sich in den „Jungen“, der so anders ist als die anderen. Ein Film FÜR die Generation seiner Protagonisten, aber weil Neul das Reale märchenhaft ins Universale überhöht, muss „Mein Freund aus Faro“ jedem gefallen, der das Kino & seine Möglichkeiten, zu erzählen, mag.

Die 22-jährige Mel ist einsam, sie sehnt sich nach Liebe. Da läuft ihr eines Abends Jenny über den Weg. Die 14-Jährige hält sie für einen Jungen. Sie strahlt und sieht süß aus – das fühlt sich gut an. Also wird aus Mel Miguel, ein Portugiese aus Faro. Jenny verliebt sich in den „Jungen“, der so anders ist als die anderen, so sensibel, einer, mit dem man reden kann. Auch Mel ist hin und weg. Dummerweise lässt sie sich auf ein zweites Doppelspiel ein: den Portugiesen, ein neuer Arbeitskollege, bei dessen Vita sie sich bedient, stellt sie ihrer Familie als ihren Freund vor. Da Jennys Umgebung den falschen Portugiesen skeptisch beäugt und sich die Mädchen näher kommen, ist es eine Frage der Zeit, bis der Schwindel auffliegt.

Nana Neul über die Geschichte hinter der Geschichte:
„Der Film erzählt von der Sehnsucht erkannt zu werden und doch unerkannt zu bleiben. Und von der Macht der Projektion. ‚Mein Freund aus Faro‘ ist ein Experiment: Was wäre, wenn die erste große Liebe auf einer Lüge basiert? Und was wäre, wenn sich diese Liebe dennoch echter als alles andere anfühlt?“

Für die Filmemacherin Nana Neul erzählt „Mein Freund aus Faro“, ihr preisgekrönter Debütfilm, „die Utopie einer perfekten ersten Liebe, die enden muss, bevor sie real wird“. Dieser Film, der den Zauber der ersten Liebe in ebenso realistischen Milieus wie poetischen Bildern wunderbar nachzeichnet, handelt von der Suche nach Identität und er führt den Zuschauer mitten rein in die jugendliche Verwirrung der Gefühle und spiegelt dabei die Unsicherheiten einer nach außen hin so auf- und abgeklärten Generation. Es ist ein Film FÜR diese Generation und weil Neul so genau hinschaut und sie das Reale märchenhaft ins Universale überhöht, muss „Mein Freund aus Faro“ eigentlich jedem gefallen, der das Kino mag und seine Möglichkeiten, Geschichten zu erfinden. „Es ist ein Coming-of-Age- und kein Coming-Out-Film“, schrieb ganz richtig ein Kritiker zur Kino-Premiere vor zwei Jahren über den Film, der ein wenig an den schwedischen Mädels-Filmhit „Raus aus Amal“ erinnert. Das falsche Spiel ist mehr als ein dramaturgischer Kniff, es ist zugleich ein Sinnbild für die (post)pubertäre Gefühlslage: da ist die tiefe Sehnsucht, gesehen zu werden, erkannt zu werden, so wie man glaubt zu sein – und zugleich will man unerkannt bleiben. Die kleine WDR-Kino-Koproduktion erzählt außerdem von der Macht der Projektion in der Liebe. Neul: „Denn sieht man in dem Geliebten nicht eigentlich immer nur den, den man sehen will?“

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Kinofilm

WDR

Mit Anjorka Strechel, Lucie Hollmann, Manuel Cortez, Florian Panzer, Tilo Prückner, Isolda Dychauk

Kamera: Leah Striker

Schnitt: Dora Vajda

Musik: Jörg Follert

Produktionsfirma: Wüste Film

Drehbuch: Nana Neul

Regie: Nana Neul

EA: 21.06.2010 22:45 Uhr | ARD

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