Lena steht kurz vor ihrem Schulabschluss. Die 17-Jährige aus Weimar hat keine Ahnung, was sie danach machen soll. „Irgendwie stimmt doch was nicht mit mir“, sinniert sie. Das ewige Saufen in der Clique ödet sie nicht weniger an als der „Idiot“ von der Berufsberatung und dann macht auch noch der ansonsten ganz vernünftige Vater Stress und will ihr die erstbeste Lehrstelle aufs Auge drücken. Sie will lieber erst mal etwas ausprobieren, bevor sie ihr Leben auf Jahre festlegt. Durch Zufall entdeckt sie das Schlagzeugspielen – und sie spürt, dass dieses Trommeln und Musikmachen mit Freunden und für Freunde etwas ist, was sie zutiefst befriedigt. Und dann ist da noch Hans, der Bruder ihrer besten Freundin, der immer einen Rat und eine Schulter für sie bereithält. Auch Lenas Mutter zeigt sich solidarisch. So hat das anfangs so verhuschte Mädchen bald vergessen, wie sie sich vor Wochen noch gesehen hat: „Angst haben, keinen Job zu kriegen, Angst haben, Zeit zu verlieren, immer Angst haben.“
Hagen Keller über sein Realismus-Konzept:
„Man sollte das Gefühl haben, einem Mädchen ein Stück im Leben zugeschaut zu haben. Kein Superstarerfolg, kein Schlusspunkt. Ein Prozess, der wie im Leben immer weitergeht. Konrad Wolfs ‚Solo Sunny’ war ein Leitbild für mich: eine Figur zu schaffen, die auf ihrem Weg hinfällt und aufsteht.“
Hagen Keller verzichtet in seinem Abschlussfilm an der HFF München auf dramaturgische oder inszenatorische Finessen, unverstellt wie die Heldin folgt er ihrem Abnabelungsprozess. Musik spielt dabei die zentrale Rolle: Sie charakterisiert die Figuren, sie öffnet Räume, sie dynamisiert die Suchbewegungen. Lena trommelt sich aus der persönlichen Sackgasse – bedient dabei allerdings auch etliche Rockmusikklischees. „Meer is nich“ (Trailer) ist eine jener typischen Coming-of-Age-Geschichten, mit denen Jungfilmer oft die Brücke schlagen zwischen eigener Biographie und Karrierestart. Der Charme des Unfertigen liegt über dem Film. Bewundernswert ist vor allem die Unbefangenheit, mit der Keller seine Geschichte erzählt – so als wär’s das erste Mal. Bei allen dramaturgischen Schwächen folgt man der Heldin gerne in das Experiment ihrer neuen Lebensphase. Auch weil man dankbar ist, eine Geschichte aus Ostdeutschland erzählt zu bekommen, in der einmal keine Plattenbauten aufs Gemüt drücken und der gängige Sozialkitsch nicht den mollgefärbten Grundton anschlägt.