Ein Blutbad auf einem Restaurantschiff. Kommissar Marthaler und sein Team sind gefordert bei einem der größten Kriminalfälle der Frankfurter Geschichte. Zeit ist Geld. Doch es gibt weder biographische Schnittpunkte bei den Toten, noch ein erkennbares Motiv, noch konnte die Tatwaffe sichergestellt werden. Als sich endlich eine Zeugin der Tat meldet, unterläuft der Kripo ein folgenschwerer Ermittlungsfehler. Es soll nicht der einzige bleiben. Erfolge hat allenfalls der jungdynamische Kollege vom LKA in Sachen der Tatwaffe zu vermelden – dafür schwebt er bald in Lebensgefahr. Erst als sich herausstellt, dass auch eine französische Journalistin an Bord des Todesschiffs war, bekommt der Fall eine neue Wendung. Der Schlüssel zu den Morden liegt in der Vergangenheit. Ist eine unbekannte, wertvolle Partitur von Jacques Offenbach das Mordmotiv oder führt die Spur in ein NS-Vernichtungslager?
„Marthaler – Partitur des Todes“ ist nach „Die Braut im Schnee“ der zweite Frankfurt-Krimi um Robert Marthaler nach dem Roman von Jan Seghers. Es ist ein spannender Genrefilm, der mehr mit Stil und Look punktet als mit Handlungs- und Psycho-Logik. Matthias Koeberlins Titelfigur ist ein sympathischer, durchaus Team-fähiger Kommissar, der sich allerdings dem Nervenkitzel des Zuschauers zuliebe ständig in gefährlichen Alleingängen wiederfindet. Um ihn herum eine Gruppe befreundeter Kollegen, die gern mal mit Berufsbekanntschaften ins Bett gehen, und eine Etage drüber einer jener ignoranten TV-Chefs, die null Ahnung haben („Wie kann das sein?“). So ein Fall ist viel Fußarbeit – falsche Fährten inklusive. Daraus und aus den vielen kleinen Milieu- und Multikulti-Details (Marthaler daheim bei einem Fidschi, einer Table-Dancerin, einer Staatssekretärsgattin; osteuropäische Feierstimmung auf einem Hotelzimmer etc.) bekommt der Film von „Jungfilmer“ Lancelot von Naso im Zusammenspiel mit der klaren Inszenierung eine besondere Atmo: eine Art ästhetischen Realismus. Die Ermittler müssen mehr „Nachtschicht“ schieben als die Kollegen von Lars Beckers legendärer Krimireihe. Und Marthaler liebt hohes Tempo – die Folge: zwei Mal verfehlt ihn ein Auto nur knapp. Kompakt und (gedanken)schnell sind auch die Team-Besprechungen. Egal, wenn man dabei als Zuschauer nicht immer alles mitbekommt. So funktioniert Wahrnehmung auch in der Realität. Man bleibt dennoch immer auf Augenhöhe mit den Ermittlern und der Handlung.
„Marthaler – Partitur des Todes“, das ist modernes Krimi-Erzählen – nicht der ganz große Wurf, aber doch weit über dem deutschen Durchschnitt. Und die Auflösung des Falls ist hübsch versponnen, da kommt dem Film sichtlich die Romanvorlage zugute. Allerdings hätte man doch etliche Motive (beispielsweise die Liaison zwischen Kommissarin Kirsten und dem LKA-Mann), die nicht hinreichend ausgespielt werden können, im Drehbuch streichen sollen. Etwas mehr dramaturgische Kompression hätte dem Film gut getan, weil sich so der Stilwille des Regisseurs noch stärker in den Vordergrund hätte spielen können, so wie das in von Nasos erster, etwas dichter erzählten Seghers-Adaption im ZDF der Fall war.