Kommissar Marthaler – Partitur des Todes

Matthias Koeberlin, Julia Jentsch, Lancelot von Naso. Frankfurter Nächte sind lang

Foto: ZDF / Maria Krumwiede
Foto Rainer Tittelbach

„Marthaler – Partitur des Todes“ ist nach „Die Braut im Schnee“ der zweite Frankfurt-Krimi um Robert Marthaler nach Jan Seghers‘ Roman. Ein spannender Genrefilm, der mehr mit Stil und Look punktet als mit Handlungs- und Psycho-Logik. Sympathisch: Matthias Koeberlin als Team-fähiger Einzelgänger. Viel Fußarbeit, falsche Fährten, dicht erzählt, starke Atmo. Bei Lancelot von Naso müssen die Cops mehr „Nachtschicht“ schieben als bei Lars Becker.

Ein Blutbad auf einem Restaurantschiff. Kommissar Marthaler und sein Team sind gefordert bei einem der größten Kriminalfälle der Frankfurter Geschichte. Zeit ist Geld. Doch es gibt weder biographische Schnittpunkte bei den Toten, noch ein erkennbares Motiv, noch konnte die Tatwaffe sichergestellt werden. Als sich endlich eine Zeugin der Tat meldet, unterläuft der Kripo ein folgenschwerer Ermittlungsfehler. Es soll nicht der einzige bleiben. Erfolge hat allenfalls der jungdynamische Kollege vom LKA in Sachen der Tatwaffe zu vermelden – dafür schwebt er bald in Lebensgefahr. Erst als sich herausstellt, dass auch eine französische Journalistin an Bord des Todesschiffs war, bekommt der Fall eine neue Wendung. Der Schlüssel zu den Morden liegt in der Vergangenheit. Ist eine unbekannte, wertvolle Partitur von Jacques Offenbach das Mordmotiv oder führt die Spur in ein NS-Vernichtungslager?

Kommissar Marthaler – Partitur des TodesFoto: ZDF / Maria Krumwiede
Sicherung des Raumes und ästhetischer Realismus. Matthias Koeberlin, Roman Knizka und Jürgen Tonkel

„Marthaler – Partitur des Todes“ ist nach „Die Braut im Schnee“ der zweite Frankfurt-Krimi um Robert Marthaler nach dem Roman von Jan Seghers. Es ist ein spannender Genrefilm, der mehr mit Stil und Look punktet als mit Handlungs- und Psycho-Logik. Matthias Koeberlins Titelfigur ist ein sympathischer, durchaus Team-fähiger Kommissar, der sich allerdings dem Nervenkitzel des Zuschauers zuliebe ständig in gefährlichen Alleingängen wiederfindet. Um ihn herum eine Gruppe befreundeter Kollegen, die gern mal mit Berufsbekanntschaften ins Bett gehen, und eine Etage drüber einer jener ignoranten TV-Chefs, die null Ahnung haben („Wie kann das sein?“). So ein Fall ist viel Fußarbeit – falsche Fährten inklusive. Daraus und aus den vielen kleinen Milieu- und Multikulti-Details (Marthaler daheim bei einem Fidschi, einer Table-Dancerin, einer Staatssekretärsgattin; osteuropäische Feierstimmung auf einem Hotelzimmer etc.) bekommt der Film von „Jungfilmer“ Lancelot von Naso im Zusammenspiel mit der klaren Inszenierung eine besondere Atmo: eine Art ästhetischen Realismus. Die Ermittler müssen mehr „Nachtschicht“ schieben als die Kollegen von Lars Beckers legendärer Krimireihe. Und Marthaler liebt hohes Tempo – die Folge: zwei Mal verfehlt ihn ein Auto nur knapp. Kompakt und (gedanken)schnell sind auch die Team-Besprechungen. Egal, wenn man dabei als Zuschauer nicht immer alles mitbekommt. So funktioniert Wahrnehmung auch in der Realität. Man bleibt dennoch immer auf Augenhöhe mit den Ermittlern und der Handlung.

„Marthaler – Partitur des Todes“, das ist modernes Krimi-Erzählen – nicht der ganz große Wurf, aber doch weit über dem deutschen Durchschnitt. Und die Auflösung des Falls ist hübsch versponnen, da kommt dem Film sichtlich die Romanvorlage zugute. Allerdings hätte man doch etliche Motive (beispielsweise die Liaison zwischen Kommissarin Kirsten und dem LKA-Mann), die nicht hinreichend ausgespielt werden können, im Drehbuch streichen sollen. Etwas mehr dramaturgische Kompression hätte dem Film gut getan, weil sich so der Stilwille des Regisseurs noch stärker in den Vordergrund hätte spielen können, so wie das in von Nasos erster, etwas dichter erzählten Seghers-Adaption im ZDF der Fall war.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Reihe

Arte, ZDF

Mit Matthias Koeberlin, Julia Jentsch, Jürgen Tonkel, Claudio Caiolo, Tim Seyfi, Roman Knizka, Ellenie Salvo González, Anke Sevenich, Heinz Lieven

Kamera: Felix Cramer

Szenenbild: Christian Schäfer

Schnitt: Dirk Grau

Soundtrack: Johnny Cash („Personal Jesus“)

Produktionsfirma: Akzente Film & Fernsehproduktion

Drehbuch: Kai-Uwe Hasenheit, Lancelot von Naso – nach Jan Seghers Roman

Regie: Lancelot von Naso

Quote: ZDF: 6,12 Mio. Zuschauer (18,9% MA)

EA: 10.01.2014 20:15 Uhr | Arte

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach