Filmtitel sind Glücksache, und auch „Marry Me!“ ist im Grunde ein Fehlgriff, denn die Heldin der Handlung will überhaupt keine Hochzeit. Aber sie hat keine Wahl: Ganzer Lebensinhalt von Deutschinderin Kissy ist ihr Café in Kreuzberg, doch nun will ihre überraschend zu Besuch gekommene indische Großmutter das heruntergekommene Haus verkaufen; es sei denn, Kissy (Maryam Zaree) heiratet Robert, den Vater ihrer Tochter. Es gibt nur ein Problem: Robert (Groth) ist an einer Hochzeit ebenso wenig interessiert wie Kissy; die beiden hatten bloß eine flüchtige Affäre. Außerdem ist da noch Koch Karim (Fahri Yardim), der gemeinsam mit Kissy seinen Traum von einem indischen Restaurant über den Dächern von Berlin verwirklichen möchte; doch dafür müsste sie sich trauen, ihren Kreuzberger Kokon zu verlassen.
„‚Marry Me!‘ handelt von den Tricks und Täuschungen, mit denen Frauen den Riss zwischen Tradition und Moderne eher konfliktscheu zu überspielen versuchen… Viele Einspruchsberechtigte scheinen am Script herumgeschraubt zu haben, um den Spagat zwischen Satire und political correctness zu kaschieren. Auch setzt die Regisseurin wenig punktgenaue Leichtigkeit des Seins bei ihrem Ensemble durch. Nebendarsteller wie Wolfgang Stumph und Renate Krößner chargieren eher erbärmlich, und auch die mit »Voll krass« und »Hej« gespickten Dialoge unterfordern das Publikum.“ (Claudia Lenssen: epd film)
Foto: ZDF / Britta Krehl
„Während die Handlung dahinplätschert, hat man viel Zeit, sich zu fragen, was Neelesha Barthel in ihrem Kinodebüt eigentlich erzählen will. Schon die Prämisse Hochzeit oder Hausverkauf erscheint wenig plausibel. An den Darstellern liegt es nicht, aber auch sie können das verkorkste Drehbuch nicht retten.“ (TV-Spielfilm)
Multikulti-Geschichten sind immer wieder amüsant, weil sie regelmäßig ein ironisches Spiel mit Vorurteilen treiben. Das ist hier nicht anders. Bislang ging es meist um türkisch-deutsche Beziehungen („Einmal Hans mit scharfer Soße“), und schon deshalb ist „Marry Me – Aber bitte auf Indisch!“ eine sympathische Abwechslung. Der Kontrast zwischen den Kulturen – hier Kreuzberg, arm aber sexy, dort die Bollywoodklischees – wird zusätzlich betont, weil sich Kissy konsequent von ihren indischen Wurzeln distanziert. Gleiches gilt für ihre Beziehung zu Großmutter Sujata. Die Inderin hat ziemlich konservative Ansichten, was die Rollenverteilung von Männern und Frauen angeht, und diesem Bild entspricht ihre Enkelin überhaupt nicht: Kissy hat nach dem Tod ihrer Mutter das Café übernommen und sich um ihre kleine Schwester gekümmert. Auf diese Weise hat sie sich eine zwar etwas chaotische, aber dennoch heile kleine Welt eingerichtet, die Sujata nun zerstören will: Zufällig findet Kissy heraus, das die Großmutter das Haus, Hochzeit hin oder her, auf jeden Fall verkaufen wird.
Für eine kurzweilige Komödie ist „Marry Me!“ überraschend komplex. Der Film ist das Kinodebüt von Regisseurin Neelesha Barthel, die mit einigen Koautorinnen auch das Drehbuch geschrieben hat. Die Kombination eines bewährten Genres mit speziellen indischen Zutaten, darunter einige als Traum verpackte Musical-Einlagen oder die knallbunte indische Hochzeit, hat offenbar schon als Drehbuch überzeugt; zu den Nebendarstellern zählen unter anderem Wolfgang Stumph und Renate Krößner. Uneingeschränkter Star des Films aber ist Maryam Zaree, eine gebürtige Iranerin, die zwar für „Shahada“ (2010) diverse Preise bekommen hat, seither aber nur Nebenrollen in TV-Krimis spielen durfte. Ein echter Blickfang ist auch Mira Kandathil als Kissys Schwester Sonal in ihrer ersten Filmrolle überhaupt. (Text-Stand: 2015)