Zum dritten Mal darf Marie Brand ihrem unbedarften Kollegen Simmel die Welt erklären. Mit Wahrscheinlichkeitsrechnung und gesundem Menschenverstand gleichermaßen kommt die Kölner Kommissarin einer Familie aus den oberen Kreisen der Gesellschaft auf die Schliche. Die leichte Gangart der Ermittler und ein schwerblütiges Drama, lockere Domstadt-Impressionen und ein inzestuös-autistisches Szenario verbinden sich zu einem überaus unterhaltsamen, hochkarätig besetzten Krimi, bei dem die ganze Familie mitspekulieren darf.
„Marie Brand und die Nacht der Vergeltung“ gehört zur Spezies der Schritt-für-Schritt-Krimis. Logik steht hier vor Atmosphäre, die gedankliche Jagd nach dem Mörder vor Kunstfertigkeit. Insbesondere bei der Auflösung des Falls nahmen sich die Autoren Zeit und Regisseur Manuel Siebenmann lässt die Mordnacht anschaulich Revue passieren. Das macht durchaus Sinn. Fazit: solide inszeniert, gut gespielt und trotz gelegentlichen Augenzwinkerns nicht unspannend. Mariele Millowitsch und Hinnerk Schönemann geben zwei sympathische Ermittler, die ausnahmsweise nicht auf die Psycho-Couch müssen. (Text-Stand: 12.4.2009)