Macht

Katja Riemann, Peter Sattmann, Miguel Alexandre. Wer wagt, gewinnt nicht immer

Foto: Sat 1 / Thorsten Jander
Foto Rainer Tittelbach

Was sich die Öffentlich-Rechtlichen nie trauen würden, Sat 1 hat es gewagt: einen Politthriller über einen Mann, der in Gerhard-Schröder-Manier nach der Macht greift, 1998 noch vor der Bundestagswahl ins Programm zu nehmen. Doch Mut allein, macht noch keinen guten Film. „Macht“ setzt auf große Namen, die Story ergeht sich in Kolportage und Klischees. Als reiner Unterhaltungsfilm okay, als kritischer Beitrag zur politischen Kultur völlig indiskutabel.

Er scheint es geschafft zu haben. Die Menschenmenge jubelt ihm zu. Peter Sommer, der charismatische Spitzenkandidat einer jungen Partei, wird gefeiert als neuer Stern am politischen Himmel. Alle Umfragen sehen in ihm den künftigen Regierungschef. Doch dann der Schock: Peter Sommer wird auf offener Straße entführt – eine Fahrzeugpanne, ein paar Rauchbomben und schon ist der Politiker in der Gewalt der Kidnapper. Diese fordern 15 Millionen Mark Lösegeld. Die Partei stellt das Geld bereit, der Parteivorsitzende selbst nimmt die Lösegeldübergabe in die Hand. Die Aktion misslingt. Die Entführer erhöhen ihre Forderung. Jetzt soll die Ehefrau die Geldübergabe abwickeln. Doch Franziska ist unruhig; sie ermittelt auf eigene Faust – und sie kommt auf wilde Ideen: Sogar ihren Mann, der die Regeln der Macht sehr gut kennt und offenbar in Waffengeschäfte verwickelt ist, verdächtigt sie zwischenzeitlich, die eigene Entführung geplant zu haben. Aber auch sie hat Tricks darauf.

Was unterscheidet Franziska Sommer von den üblichen Politikergattinnen?
Katja Riemann: „Der Straßenduft, der Jähzorn, die Unfähigkeit zu lächeln, wenn einem nicht danach ist.“

Gibt es ein reales Vorbild für diesen Peter Sommer?
Peter Sattmann: „Peter Sommer sollte am Anfang der Geschichte dem Zuschauer als charismatischer, absolut integrer Politiker erscheinen. Tony Blair bot sich als Vorbild geradezu an.“

Was sich die öffentlich-rechtlichen Sender niemals trauen würden, Sat 1 hat es gewagt: einen Politthriller über einen Mann, der mit Sieger-Mentalität zur Macht greift (Parallelen zu Gerhard Schröder sind offensichtlich), noch vor der Bundestagswahl ins Programm zu nehmen. Doch Mut allein, macht noch keinen guten Film. „Macht“ von Miguel Alexandre setzt privatfernsehgemäß auf große Namen, äußerliche Dramatik und oberflächliche Effekte. Die Story ergeht sich in Kolportage und den gängigen Klischees, die der kleine Mann in punkto Macht, Machtmissbrauch und Politikermoral mit sich herumträgt. Für einen Unterhaltungsfilm ist das ganz ansehnlich, als kritischer Beitrag zur politischen Kultur in diesem Lande rennt dieses Sat-1-Movie bestenfalls offene Türen ein. Wer ein ernsthaftes Politthriller-Drama erwartet, der muss enttäuscht sein. Die Schauspieler dafür hätte man mit Katja Riemann, Peter Sattmann, Nicole Heesters & Dietmar Schönherr gehabt. Schade, Chance verschenkt.

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Fernsehfilm

Sat 1

Mit Katja Riemann, Peter Sattmann, Nicole Heesters, Dietmar Schönherr, Louisa Herfert, Dietrich Hollinderbäumer, Gerhard Garbers, Giulio Ricciarelli

Kamera: Jörg Widmer

Szenenbild: Andreas Lupp

Schnitt: Gabriele Hagen

Produktionsfirma: Studio Hamburg

Drehbuch: Miguel Alexandre, Clemens Murath

Regie: Miguel Alexandre

EA: 13.09.1998 20:15 Uhr | Sat 1

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