Was dem einen sein Steuerberater ist, ist dem anderen der Gerichtsvollzieher. „Das mit dem Weltverbessern wird auch immer schwieriger“, weiß der liebenswerte Mann mit den Kuckucksaufklebern. Ein wahres Wort. Hape, ein Ex-Grüner und ein Ex-Öko-Journalist, kann vom Auf-die-Barrikaden-Gehen nicht mehr leben in einer Welt, die allein das Geld zusammenhält. Also muss er über seinen Schatten springen – und der reichen Witwe Martha den Hof machen, die all das verkörpert, was er seit Jahren verachtet. Eigentlich müsste er sich vor dieser Frau ekeln, aber als sie sich in ihn zu verlieben scheint, weiß auch er bald nicht mehr, was es ist, das ihn zu dieser Frau treibt: Pragmatismus oder Liebe?
Hannelore Elsner und Götz George standen für „Lüg weiter, Liebling“ das erste Mal gemeinsam vor der Kamera. Der Umweltaktivist und die Grande Dame, Offenbarungseid und Langeweile – Gabriela Zerhau ist eine hübsche kleine Komödie gelungen, eine Schnurre, die im Großen mit gängigen Komödiensujets jongliert, doch im Kleinen immer wieder für Überraschungen gut ist. So besticht Ludger Pistor als Pistor-typischer Sidekick, und Bibiana Zeller, einst die Mama von Kult-Ermittler Kottan, alzheimert sich als Großmutter köstlich durch die Nebenhandlung. Auch musikalisch – von Latino-Rhythmen bis zum Chanson-Klassiker – schlägt dieser Film die zu den Charakteren passenden Töne an. Das Ganze ist angenehm sprunghaft und entsprechend flott geschnitten, pendelt charmant zwischen Wiener Schmäh und Toskana-Romanze – und bleibt doch stets ein Spiel mit doppeltem Boden.
Über allem freilich schwebt die Suche nach dem Glück. Mit Geld, Geist und Rotwein ist einiges möglich. Aber Fragen wie „Wann waren Sie das letzte Mal glücklich?“ oder „Was bedeutet für Sie Glück?“, die Elsners Martha gestellt bekommt, als sie auf der weißen Couch ihrer Psychoanalytikerin liegt, sind damit nicht zu beantworten. Sind sie überhaupt zu beantworten? Auf jedem Fall will man sich nicht von einem Film sagen lassen, was Glück ist. Zerhau versucht es denn auch gar nicht erst, sondern grundiert mit dem überlebensgroßen Mythos allenfalls ihr komödiantisches Schauspieler-Stück. (Text-Stand: 3.5.2010)
Foto: ZDF