Lotta hat sich viel vorgenommen. Nach ihren einschneidenden Erfahrungen in der Altenpflege hat die junge Mutter einen neuen Entschluss gefasst: Sie will unbedingt Ärztin werden. Doch dafür muss sie erst einmal ein Studium absolvieren, bei dem an ihrer Uni in Halle ein Großteil der weiblichen Studenten frühzeitig das Handtuch wirft. Doch Lotta schafft alles! Davon ist zumindest sie überzeugt. Vorlesungen, parallel ein Klinik-Praktikum, Töchterchen Lilo, stets putzmunter, die sich zudem schwer in ihrer Kita einlebt, und dann funkt dem rothaarigen Wirbelwind auch noch die Liebe in die Karriereplanung. Wo sie geht und steht, ist er schon da: David, der Sohn der Dekanin. Ihn hat es sofort erwischt, Lotta braucht etwas länger. Denn sie hat wie immer Wichtigeres zu tun, als sich auf ihre eigenen Gefühl einzulassen: Sie spielt lieber Kuppler für andere und sie will ein Leben retten – das von Peggy, einem schwer kranken Mädchen, das weder leben noch lieben will. Sie öffnet Lotta mit einem Lied das Herz – und so könnten sich der „Schnösel“ und der „Trotzkopf“ am Ende doch noch kriegen.
Foto: ZDF / Richard Hübner
Lotta ist wieder da – in alter Frische, ein bisschen vernünftiger, aber kaum diplomatischer. In „Lotta & die frohe Zukunft“ hat sie zwar gute Ratschläge für andere parat, sie selbst aber kann ihre Energie und Wut nach wie vor nur schwer im Zaum halten. Und das ist gefährlich in einer von zynischen Machos und Göttern in Weiß dominierten Umgebung. „Da wollen wir mal sehen, wer länger bleibt“, brüllt der Chefarzt und wettet eine Flasche Riesling darauf, dass Lotta das erste Semester nicht übersteht. Die Fronten sind rasch geklärt, ein bisschen zu überzogen vielleicht, um eine auch in den Zwischentönen stimmige Geschichte über Lotta und – dieses Mal – die Männer erzählen zu können. Das macht aber nicht allzu viel aus, da sich Autor Sebastian Orlac ohnehin fast ausschließlich für die Probleme der Heldin mit Romantik und Gefühlen interessiert. Dieser Umgang mit den Schmetterlingen im Bauch ist sicher auch für die Zielgruppe interessanter als das Kompetenzgerangel, das ja schon in den ersten beiden Filmen eine wichtige Rolle spielte. Als David wissen möchte, zu welcher Figur in „Titanic“ Lotta die größte Affinität habe, antwortet sie: „der Eisberg“. Auch dass die Bindungsängste nicht psychologisiert werden, passt zu diesem Film. Es ist, was es ist, sagt die Liebe – und jeder Zuschauer kann sich selbst einen Reim darauf machen, weshalb David und Lotta so sind, wie sie sind. Er hat seinen Vater mit 9 Jahren, sie ihre Mutter mit 11 Jahren verloren.
„Lotta & die frohe Zukunft“ ist getaktet wie seine Hauptfigur. Sprunghaft, quirlig, vermeintlich wenig strukturiert – für eine leichte Komödie über das langsame Erwachsenwerden eines liebenswerten Wildfangs ist das die passende Tonart. Schön auch das Zusammenspiel von Josefine Preuß und Hanno Koffler. Lotta wirbelt gern herum aus emotionaler Unsicherheit; ihr Gegenüber David wirkt dagegen extrem geerdet. Im Verlauf der Handlung lernen sie voneinander: er von ihr den Mut, etwas Verrücktes zu tun; sie von ihm den Mut, sich zu seinen Gefühlen zu bekennen. Vor allem bei Preuß schlägt sich das auch im zunehmend ernsthafter werdenden Spiel nieder. Der mit einem gutem Soundtrack versehene Film findet auch ein originelles Schlussbild: ein offenes Ende, das dennoch zum Wohlfühlen einlädt. Einem vierten „Lotta“-Film stünde nichts im Weg. (Text-Stand: 8.3.2013)