Leila (Jella Haase) ist 19 und zwischen Autoscootern und Schaustellerwagen groß geworden. Ihre Mutter ist früh gestorben, ihr Vater (Henning Peker) scheint sich nicht sonderlich für sie zu interessieren. Sie sucht ihren Platz im Leben, giert nach Glücksmomenten, kommt aber nicht weiter als bis zum Rausch. Nach einer solchen Erfahrung, die mit einer nächtlichen Vergewaltigung endet, weist sich Leila selbst in eine psychiatrische Klinik ein. Dort trifft sie auf die geheimnisvolle Ann (Marie-Lou Sellem), eine Frau um die 50, die sich noch immer nicht von ihrer üblen Familienvergangenheit befreien konnte und von Todessehnsüchten geplagt wird. Zu den beiden gesellt sich wenig später die bulimische Frenja (Lana Cooper), Mitte 30, verheiratet, Mutter, eine Frau, die sich für alles verantwortlich fühlt, nicht nein sagen kann; damit aber nicht glücklich ist. Hier im geschützten Raum, abseits des sorgenvollen Alltags kommen sich die drei gleichermaßen introvertierten Frauen näher. Sie büxen immer wieder aus, gehen nachts schwimmen oder tanzen, sie kiffen und genießen die Zeit am Meer. Bald ist es mehr als nur Freundschaft, was die drei verbindet. Sie schlafen miteinander. Doch ihr Glück scheint endlich zu sein. Jeder hat draußen sein eigenes Leben.
Foto: ZDF / Jieun Yi
„… die Heilkraft der Freundschaft: Die große Stärke ist die Selbstverständlichkeit, mit der die unzähligen Aspekte dieser komplizierten Angelegenheit visualisiert werden: Weder geht es ausschließlich um Vertrauen, noch ausschließlich um Liebe, Sex, oder Missbrauchserlebnisse.“ (Spiegel online)
„Die Klinik ist so etwas wie ein Fluchtpunkt für die drei, weniger eine Stätte der Genesung denn ein Refugium, ein Ort für eine Art gelebte Utopie, ein Zwischenreich für Liebe und Zärtlichkeit. (epd film)
„Drei Schauspielerinnen mit gänzlich unterschiedlicher Außenwirkung. Die Dynamik, die aus diesem Zusammenwirken von Fragilität, Unnahbarkeit und Herzenswärme entsteht, ist eine Stärke des Films“ (Zeit online)
Drei psychisch verletzte Frauen nehmen ihre Heilung in die eigenen Hände. Davon erzählt Leonie Krippendorff in ihrem Debütfilm „Looping“, der im Sommer 2016 eine kleine Kinoauswertung hatte. Leila, der jüngsten der drei Frauen, fehlt ein klares Bild von der Welt, den beiden anderen kommt es zwischenzeitlich immer wieder abhanden. Der Film erzählt ganz aus der Perspektive der Frauen, kapitelweise werden ihre Schicksale dem Zuschauer näher gebracht, ohne sie vollständig zu entschlüsseln und ohne sie dadurch auf ihre klinische Geschichte zu reduzieren. So passen denn auch die Unschärfen der Handlung und die Unschärfen der herausragenden Bilder von Kamerafrau Jieun Yi zur Narration des Films und zur Haltung der Filmemacherin. „Looping“ erschließt sich über die Wahrnehmung, die Stimmungen, über das Visuelle. Auf die verbalen Ausführungen der Krankengeschichten wird verzichtet. Ob sexueller Missbrauch oder Körperstörungen – die Krankheitsbilder, die Krippendorff zeigt, sind nachvollziehbar und sie sind ausreichend dargestellt, um das zu entwickeln, worum es der Autorenfilmerin offenbar geht: die Heilung durch Nähe, Berührung und durch das Gefühl, gesehen und verstanden zu werden. Der Alltag in der Klinik, die ein Ort für eine gelebte Utopie ist, besitzt entsprechend wenig vom realen Klinikalltag. „Looping“ ist kein Drama über seelische Störungen, der Film ist eine Feier der Freundschaft, des Intimen und ein Film dreier Gesichter. Die großen, traurigen Augen von Jella Haase, mit denen Leila anfangs so leer und verloren in die Welt blickt, bleiben besonders in Erinnerung.