„Viele Tote, keine Quote!“ Der TV-Star Peter Lindburg befindet sich auf dem absteigenden Ast. Nach 280 Folgen wird seine Krimiserie „Blaulicht“ eingestellt. Der vorübergehend arbeitslose Schauspieler kehrt in seine alte Heimatstadt in Thüringen zurück, von der sich Peter Schmidt einst seinen Künstlernamen geliehen hat. Dort wird er Augenzeuge eines Mordes, den er aus beträchtlicher Entfernung in einer noblen Stadtvilla beobachtet. Er ist sich 100%ig sicher, dass hier ein kleiner von einem großen Menschen erschlagen wurde. Die Polizei glaubt ihm nicht – ist doch der Mann, den Lindburg zum Mörder machen möchte, der angesehene Staatsanwalt von Wangenheim. Zur Verstärkung holt sich der Schauspieler seinen TV-Kollegen ins beschauliche Lindburg. Für die Journaille ist das alles ein gefundenes Fressen. Der Serien-Star scheint eindeutig am Ende zu sein. Depression? Demenz? Vielleicht auch noch Vater mit Mitte 60? Seine große Liebe, die er einst seiner Karriere opferte und „rüber machte“, hat jedenfalls einen Sohn rein rechnerisch im „passenden“ Alter.
Zum Siebzigsten von Fritz Wepper (17.8.2011) hat ihm die ARD ein „Schmankerl“ in komödiantischer Tonart auf den Leib geschrieben. „Lindburgs Fall“ mit reichlichen Anspielungen auf die serielle Ermittlertätigkeit des Fernsehschauspielers gehört zu den besseren Versuchen, das Schmunzelkrimi-Genre à la Agatha Christie fürs deutsche Fernsehen wiederzubeleben. Aus „Harry, hol schon mal den Wagen“ (ein Satz, der wörtlich offenbar nur ein Mal genau so in „Derrick“ gesagt wurde) wird hier „Conny, hier stimmt was nicht!“ Eine Klasse besser als die letzten Folgen des doppelten Wepper-Vehikels „Mord in besserer Gesellschaft“ und fast zwei Klassen als „Pfarrer Braun“ ist diese kurzweilige Mörderjagd mit überraschend viel Schwung (cooler Titelsong, flotte Montage, peppige Dialoge) und einer namhaften Besetzung bis in die kleinste Rolle. Das i-Tüpfelchen ist Barbara Schöneberger als Klatsch-und-Tratsch-Moderatorin, die sich auch als Reporterin in den Interview-Nahkampf stürzt. Auch Francis Fulton-Smith gefällt chargierend als dick bebrillter Staatsanwalt besser als in seinen Rollen als ewiger Schwiegermutterschwarm. Natürlich hätte man Lindburgs private Geschichte noch stärker in das Krimigeschehen einweben können. So stehen sich die vielen Figuren fast ein wenig auf den Füßen. Versteht man „Lindburgs Fall“ allerdings als Piloten für eine Reihe, dann ist das alles schon recht gut ausgedacht. Bei der entsprechenden Einschaltquote wird es dann sicher bald wieder heißen: „Conny, hier stimmt was nicht!“