Die Hesslers führen ein Gourmetlokal nach Altvätersitte. Disziplin ist oberstes Gebot in der Küche und die Autorität, die den Sohn einst aus dem Haus getrieben hat, bestimmt den Umgangston. Unter dieser Strenge und dem Zwang, alles der Arbeit unterzuordnen, leidet auch die Ehe von Linda und Frank Hessler. Seit Jahren kein Urlaub, keine Zeit füreinander, vergessen, dass es noch etwas anderes als das Restaurant gibt. Der neue Florist bringt das Fass zum Überlaufen. Linda entdeckt wieder neue Lebensfreude. Sie geht tanzen, kleidet sich frischer, ihr Leben wird farbiger. Dass sie allerdings auch im traditionsreichen Restaurant plötzlich „alles“ verändern will – das wird ihrem Gatten dann doch zu bunt. Wieder mal scheint alles nur ums Lokal zu gehen. Kann dieser Mann nicht einmal mehr richtig eifersüchtig sein?! Linda ist drauf und dran, zu gehen. Frank muss sich also entscheiden: Will er den zweiten Gourmet-Stern für sein Restaurant oder will er lieber seine Ehe retten?
Die Antwort ist am Freitagabend in der ARD reine Formsache. Das Entscheidende bei „Linda geht tanzen“ ist allerdings eine andere Form-Sache. Dieses Degeto-Dramolett erzählt eine ganz alltägliche Geschichte und Karola Hattop und Regine Bielefeldt erzählen sie ähnlich, wie das Leben solche Geschichten schreibt. Da wird der Florist nicht zum ernsthaften Liebesobjekt, sondern zur Projektionsfläche der eigenen Bedürfnisse und Wünsche. Die Geschichte wird nicht allzu hoch gehängt. Sie ist, was sie ist. Auch die Dramaturgie wird diesem amourösen Stoff quasi aus dem Alltag mitgegeben. Das ist angenehm undramatisch und dennoch ziemlich kurzweilig. Das liegt auch und vor allem an Julia Jäger, die die zu vertrocknen drohende Ehefrau spielt. Sie schenkt ihrem Ehemann nicht sofort die zweite Chance. Die zweite Chance muss er sich verdienen. Da freut sich die weibliche Zielgruppe (und die Männer flüchten zum Zweitfernseher). So wie Roland Koch Frank Hessler spielt, hat dieser das aber auch nicht anders verdient. „Ist das nicht eine wunderschöne Nacht?“, fragt Linda. „Dunkel“, kommt es lieblos zurück. „Als die Sensibilität erfunden wurde, warst du auf dem Klo“, motzt da sogar der Sohnemann und gibt seinem Vater etwas Jamie-Oliver-like Nachhilfe: Essen als Vorspiel!