Die Stempelmethode funktioniert im Fernsehen prächtig. Man stellt den Allerweltstiteln die Namen populärer Autorinnen voran, und schon ist die Quote gesichert. Das klappt nicht nur bei Rosamunde Pilcher und Utta Danella, sondern sogar bei Inga Lindström, obwohl es die eigentlich gar nicht gibt. Gleiches gilt für Lilly Schönauer: Der Name soll laut Hans-Wolfgang Jurgan, Geschäftsführer der ARD-Tochter Degeto, zum „Synonym für ambitionierte TV-Unterhaltung in ihrer schönsten Form werden“. Dabei sind Unterschiede zu anderen Freitagsrührstücken gar nicht zu erkennen: Es geht wie immer um eine Liebe, die sich, zerbrechlich wie eine knospende Blüte, langsam entfaltet und dann finster bedroht wird.
Zum Auftakt der neuen Reihe eroberte eine junge Verlagsangestellte das Herz eines Schriftsteller und beendete auf diese Weise seine Schreibblockade, was prompt seine Verflossene, pikanterweise die Verlegerin seiner Bücher, auf den Plan rief. Der zweite Film, erneut unter der Regie von Marco Serafini und nach einem Drehbuch von Nicole Walter-Lingen, erzählt eine ganz ähnliche Geschichte. Auch sie spielt in Österreich, diesmal allerdings am schönen Wolfgangsee: Der bekannte Dirigent Frederik Winter (Erol Sander) trennt sich von seiner adeligen Lebensabschnittsgefährtin Anna (Astrid Posner), weil sie in erster Linie seinen Glamour liebt. Als er Erholung bei seinem Onkel (Günther Schramm) sucht, fällt er buchstäblich in das Leben der alleinerziehenden Tessa Berger (Suzan Anbeh) ein: Er macht mit dem Sportflugzeug eine Bruchlandung im Garten ihrer Schwiegermutter Sophie (Heidelinde Weis), bei der Tessa mit Tochter Mia die Ferien verbringt. Halb zieht er sie, halb sinkt sie hin: Das Glück scheint perfekt, selbst wenn Tessa den Glauben an die Liebe längst aufgegeben hat. Da Mia auch noch Geige spielt, passt alles perfekt. Was niemand ahnt: Sophie hat den Ferienaufenthalt von Mutter und Tochter bloß arrangiert, um Tessa und ihren Ex wieder zusammenzubringen. Wie aus dem Nichts taucht auch Frederiks Anna wieder auf: Sie ist schwanger, und als Kavalier alter Schule will Frederik seinen Vaterpflichten nachkommen.
Man darf den Freitagsfilmen in der Regel ja ohnehin nicht auf den Zahn fühlen, doch diesmal plumpst die Geschichte einige Male in ziemliche Löcher. Aber Erol Sander, der offenbar eine gewisse Affinität zu solchen melodramatischen Romanzen hat, markiert die große Liebe wie stets mit viel Hingabe, Suzan Anbeh ist herzzerreißend hin und hergerissen, Günther Schramm trägt seine Weisheiten aus dem Frauenroman („Wenn man wirklich liebt, hört die Liebe auf“) mit inniger Inbrunst vor, Kameramann Bernd Neubauer setzt mitunter ein derart überirdisch gleißendes Licht, und selbst der Wolfgangsee schmeißt sich richtig ins Zeug: Da wird die Zielgruppe schon großzügig über die vielen Ungereimtheit hinwegsehen. (Text-Stand: 2006)