Liebestod

Hübchen, Ina Weisse, Stephan Wagner. Unglückliche Verkettung von Ereignissen

Foto: WDR / Martin Lässig
Foto Rainer Tittelbach

Ein Ehepaar vor dem Scherbenhaufen ihrer Ehe. Ein Kleinstadt-Polizist wird zum Serienmörder wider Willen – und mutiert aus Eifersucht zum Monster. “Liebestod”, das Langfilmdebüt von Grimme-Preisträger Stephan Wagner, ist ein Psychokrimi der besonders doppelbödig bösen Art. Sparsame Dialoge und das gnadenlos auf die Gesichtsausdrücke konzentrierte Spiel von Hübchen & Weisse ergeben einen Film, der sich selbst erzählt.

In der Ehe eines Kleinstadt-Kommissars und seiner sehr viel jüngeren Frau steht es nicht zum Besten. Krankhaft eifersüchtig, wittert er überall die Spuren eines anderen. Eines Nachts soll er recht behalten. Und er fackelt nicht lange, greift zur Dienstwaffe und feuert kaltblütig auf das Liebespaar. In dem Psychokrimi “Liebestod”, dem ersten Langfilm von Stephan Wagner, stehen die Helden vor dem Scherbenhaufen ihrer Ehe. Henry Hübchen und Ina Weisse spielen das Paar, das sich beäugt, belauert & lange Zeit glaubt, das Glück noch finden zu können.

Grau ist es nicht nur in der Provinz, irgendwo im Rheinland, grau ist vor allem auch der Alltag von Julia. Einst Polizistin, ist sie nun das Hausmütterchen, dem immer öfters die Decke auf den Kopf fällt. “Sie hat Sehnsucht nach einem anderen Leben, will eigentlich aus ihrer Ehe raus, greift aber nach einem Surrogat, einem Liebhaber”, umschreibt Darstellerin Ina Weisse die Situation der jungen Frau. Als dem Gatten Robert die Sicherungen durchbrennen und er in blinder Eifersucht das vermeintliche Paar in deren Liebesnest erschießt, hat er Glück im Unglück. Er hätte sich die Todesschüsse sparen können. Julia hat am Tag der Tat mit ihrem Liebhaber Schluss gemacht. Glück hat Robert, dass die Tote nicht seine Frau ist. Die kommt am Abend gut gelaunt nach Hause. Soll der Mörder nun lachen oder weinen?

LiebestodFoto: WDR / Martin Lässig
Polizisten sind auch nur Menschen. Gerangel unter Kollegen. Henry Hübchen und Leonard Lansink

Der (Doppel-)Mord, ein einziges Missverständnis. Und der Mord soll nicht der letzte bleiben. “Einen Serienmörder zu spielen, der ja am Anfang gar keiner ist, sondern ein ganz normaler Polizist, der durch die Umstände zum Monster wird – das hat mich am meisten interessiert”, so Hübchen. Das Böse darzustellen bedeutet für den ehemaligen Defa- und DDR-Theaterstar keine besondere Herausforderung. “Da sind mir im Theater schon sehr viel schlimmere Bösewichter untergekommen.” Er findet das Verhalten seiner Figur alles andere als extrem. “Es steckt in uns allen”, glaubt er, “es geht relativ schnell, dass ein Mensch kaltblütig sein Glück verteidigt.” Er müsse nur wie jener Kommissar Nebe in die Enge getrieben sein.

Es ist die unglückliche Verkettung von Ereignissen, die diesem Liebes-Ehe-Drama nach einem Drehbuch von Bernd Schadewald und Donald Kraemer seinen Rhythmus gibt. “Liebestod” ist ein Film, der sich selbst erzählt. Alles kommt, wie es kommen muss. Dialoge werden sparsam eingesetzt. Die Handlung spiegelt sich vor allem auf den Gesichtern. Das ist das, was der Theater-Profi Hübchen am Medium Film so liebt: “Hier kann man mit leisen Emotionen arbeiten, die man nur in den Augen sieht.” Zuletzt legte er diese Feinarbeit bei Hartmut Schoens Preisabräumer “Warten ist der Tod” an den Tag. (Text-Stand: 30.8.2000)

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Fernsehfilm

WDR

Mit Henry Hübchen, Ina Weisse, Leonard Lansink, Gregor Bloeb, Niki Greb

Kamera: Thomas Benesch

Schnitt: Christel Maye

Musik: Arno Steffen

Soundtrack: Bob Dylan – „Love sick“ aus dem Album „Time out of Mind“

Produktionsfirma: Eyeworks Fiction

Drehbuch: Bernd Schadewald, Donald Kraemer

Regie: Stephan Wagner

EA: 30.08.2000 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach