In der Ehe eines Kleinstadt-Kommissars und seiner sehr viel jüngeren Frau steht es nicht zum Besten. Krankhaft eifersüchtig, wittert er überall die Spuren eines anderen. Eines Nachts soll er recht behalten. Und er fackelt nicht lange, greift zur Dienstwaffe und feuert kaltblütig auf das Liebespaar. In dem Psychokrimi “Liebestod”, dem ersten Langfilm von Stephan Wagner, stehen die Helden vor dem Scherbenhaufen ihrer Ehe. Henry Hübchen und Ina Weisse spielen das Paar, das sich beäugt, belauert & lange Zeit glaubt, das Glück noch finden zu können.
Grau ist es nicht nur in der Provinz, irgendwo im Rheinland, grau ist vor allem auch der Alltag von Julia. Einst Polizistin, ist sie nun das Hausmütterchen, dem immer öfters die Decke auf den Kopf fällt. “Sie hat Sehnsucht nach einem anderen Leben, will eigentlich aus ihrer Ehe raus, greift aber nach einem Surrogat, einem Liebhaber”, umschreibt Darstellerin Ina Weisse die Situation der jungen Frau. Als dem Gatten Robert die Sicherungen durchbrennen und er in blinder Eifersucht das vermeintliche Paar in deren Liebesnest erschießt, hat er Glück im Unglück. Er hätte sich die Todesschüsse sparen können. Julia hat am Tag der Tat mit ihrem Liebhaber Schluss gemacht. Glück hat Robert, dass die Tote nicht seine Frau ist. Die kommt am Abend gut gelaunt nach Hause. Soll der Mörder nun lachen oder weinen?
Der (Doppel-)Mord, ein einziges Missverständnis. Und der Mord soll nicht der letzte bleiben. “Einen Serienmörder zu spielen, der ja am Anfang gar keiner ist, sondern ein ganz normaler Polizist, der durch die Umstände zum Monster wird – das hat mich am meisten interessiert”, so Hübchen. Das Böse darzustellen bedeutet für den ehemaligen Defa- und DDR-Theaterstar keine besondere Herausforderung. “Da sind mir im Theater schon sehr viel schlimmere Bösewichter untergekommen.” Er findet das Verhalten seiner Figur alles andere als extrem. “Es steckt in uns allen”, glaubt er, “es geht relativ schnell, dass ein Mensch kaltblütig sein Glück verteidigt.” Er müsse nur wie jener Kommissar Nebe in die Enge getrieben sein.
Es ist die unglückliche Verkettung von Ereignissen, die diesem Liebes-Ehe-Drama nach einem Drehbuch von Bernd Schadewald und Donald Kraemer seinen Rhythmus gibt. “Liebestod” ist ein Film, der sich selbst erzählt. Alles kommt, wie es kommen muss. Dialoge werden sparsam eingesetzt. Die Handlung spiegelt sich vor allem auf den Gesichtern. Das ist das, was der Theater-Profi Hübchen am Medium Film so liebt: “Hier kann man mit leisen Emotionen arbeiten, die man nur in den Augen sieht.” Zuletzt legte er diese Feinarbeit bei Hartmut Schoens Preisabräumer “Warten ist der Tod” an den Tag. (Text-Stand: 30.8.2000)